Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Übergriff bei Zwiebelmarkt
Furioser Auftakt fürs Krimifestival Erfurt
WEIMAR. Der Zwiebelmarkt in Weimar hat bei seiner 365. Auflage etwa 360 000 Besucher angelockt. Das liegt etwa auf dem Niveau des Vorjahres, wie die Stadtverwaltung am Sonntag mitteilte. Der Zwiebelmarkt ist Thüringens größtes Volksfest. Bei einem Streit nach der Bedrängung einer jungen Frau wurden der Polizei zufolge vier Menschen leicht verletzt. Die Beamten verzeichnete 42 Anzeigen, meist wegen Diebstählen und Körperverletzungen. (dpa)
ERFURT. Besser hätte es nicht laufen können zum offiziellen Auftakt des Krimifestivals Erfurt am Freitagabend: Nicola Förg und Michaela May lassen guter Laune, Mundart und frechen Sprüchen freien Lauf sowie grausame Verbrechen unvermittelt übers begeisterte Publikum hereinbrechen. Schauspielerin und Schriftstellerin sind seit der Hörbuchaufnahme von Förgs drittem Krimi um das Ermittlerinnenduo Irmi Mangold und Kathi Reindl ein eingespieltes Team, bieten vor vollem Haus in der Erfurter Buchhandlung Peterknecht Ausschnitte aus dem neunten Mangold-krimi „Rabenschwarze Beute“. Michaela May, extra hergeflogen von Dreharbeiten auf Mallorca, grantelt, keift und zirpt, was das Zeug hält – in bayerischem Dialekt, mit Wiener Schmäh oder geziertem Hochdeutsch.
Beim Schweizerdeutsch muss Nicola Förg ran, die ansonsten zwischen den Szenen als Erzählerin fungiert: „Das kann die Michaela einfach nicht so gut.“Freundliche Sticheleien gehören zur Leseshow, die Förg mit hochgelegtem Bein im „sexy Kompressionsstrumpf“absolvieren muss. Bei einem Fahrradunfall hat sie sich „den Knöchel pulverisiert“, beim Erfurter Krimifestival tritt sie erstmals wieder auf: „Ich musste einige Veranstaltungen absagen, des is a zähe G‘schichtn.“
Was man von der Handlung in „Rabenschwarze Beute“nicht sagen kann. Zunächst wird ein Vogelschützer vom Balkon geschossen, dann muss das Team die Ermittlungen wegen eines Wochenendes in den Bergen unterbrechen. Der Chef scheucht alle zum Skifahren und Scrabblespielen – und ein kleines Mädchen wird erfroren unter einem Baum gefunden.
Ärztemobbing in sozialen Medien und Naturschutz contra Windkraft sind die Themen, um die Nicola Förg die Geschichte aufbaut und bei denen sie Stellung bezieht: „Bei ihr geht‘s immer um was, da gibt‘s nicht nur den Mord“, lobt Michaela May.
Glyphosat, illegaler Welpenhandel, faire Milchpreise: Probleme der realen Welt greift Nicola Förg oft genug schon auf, bevor sie der Gesellschaft bewusst werden. Mangold-krimi Nr. 10 ist seit einem Jahr fertig und wird nächstes Jahr veröffentlicht: Er heißt „Wütende Wölfe“.
Als sie 2002 mit „Schussfahrt“um Hauptkommissar Gerhard Weinzierl den ersten bayerischen Regionalkrimi überhaupt veröffentlicht, hält sich die Begeisterung in Grenzen. Verbrechen im schönen Allgäu – das schade dem Tourismus, und lesen tät‘ das eh‘ keiner. „Nun, wir wissen, wie das ausgegangen ist“, sagt Nicola Förg und grinst.