Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Zeitplan zu Brexit in Gefahr

Verhandlun­gen geraten ins Stocken

- VON CHRISTIAN KERL

BRÜSSEL. Dramatisch­e Wende in den Brexit-verhandlun­gen: Die Unterhändl­er der Eu-kommission und der britischen Regierung haben sich am Sonntagabe­nd in Brüssel nicht auf den Entwurf eines Austrittsa­bkommens einigen können – obwohl es über das Wochenende starke Anzeichen für einen Durchbruch gegeben hatte. Es gebe Fortschrit­te, aber noch keine Einigung, in den nächsten Tagen bis zum Eu-gipfel seien keine weiteren Verhandlun­gen geplant, sagte Eu-chefunterh­ändler Michel Barnier bei einem kurzfristi­g einberufen­en Treffen der Eu-botschafte­r.

Damit gerät fünfeinhal­b Monate vor dem Austritt Großbritan­niens aus der EU der gesamte Zeitplan für den Scheidungs­vertrag in Gefahr. Der Eu-außenpolit­iker Elmar Brok (CDU), der der Brexit-lenkungsgr­uppe des Eu-parlaments angehört, äußerte sich „sehr enttäuscht und besorgt“über das Ergebnis. Unserer Redaktion in Brüssel sagte Brok am Abend: „Wenn die Verhandlun­gen jetzt vertagt sind, wird es später nach dem Eugipfel nicht leichter. Das Momentum, das es nach dem Torypartei­tag gab, ist nun weg.“

Eigentlich sollte der Eu-gipfel an diesem Mittwoch die bisherigen Verhandlun­gsergebnis­se absegnen, damit das Brexitgesa­mtpaket bei einem Sondergipf­el im November beschlosse­n werden und dann rechtzeiti­g vor dem Austrittst­ermin 29. März 2019 ratifizier­t werden kann.

Premiermin­isterin Theresa May trat angesichts einer drohenden Regierungs­krise in London aber am Sonntag auf die Bremse. Der frühere Brexitchef­unterhändl­er David Davis rief am Sonntag die Mitglieder von Mays Regierung offen zur Meuterei auf. „Es ist Zeit für das Kabinett, seine kollektive Autorität auszuüben“, schrieb Davis in der „Sunday Times“.

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