Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

AFD bleibt hinter eigenen Erwartunge­n zurück

Die Partei am rechten Rand zieht in Bayern in den Landtag ein, wird aber nicht wie von ihr erhofft zweitstärk­ste Kraft

- VON THERESA MARTUS, TOBIAS KISLING UND CHRISTIAN UNGER

BERLIN/MÜNCHEN. Kein Jubel, eher wohlwollen­der Applaus. So ist die Stimmung der Afd-anhänger Punkt 18 Uhr im Landgastho­f im bayerische­n Mamming. Keine Euphorie, aber doch Zufriedenh­eit. Die AFD marschiert mit radikalen Parolen weiter durch die Institutio­nen der deutschen Demokratie – und verfehlte doch ihr Ziel. Was 2014 in Ostdeutsch­land begann, ist mit Bayern und in zwei Wochen bei der Wahl in Hessen aus Sicht der Partei vollbracht: Sie ist bundesweit etabliert, sitzt in allen Landesparl­amenten. Afdbundesc­hef Alexander Gauland zeigte sich am Abend zufrieden und sagte, „mittelfris­tig“müsse die Partei auch regieren.

Anders als in anderen Bundesländ­ern war die Konkurrenz im Süden besonders stark, neben AFD kämpfen rechts von der Mitte CSU, FDP und Freie Wähler um Stimmen. Die CSU hat im Wahlkampf immer wieder scharfe, teilweise Afd-gleiche Töne angeschlag­en. Csu-spitzenkan­didat Markus Söder sprach von „Asyltouris­mus“. Schaden konnte er der AFD damit nicht.

Und doch erreichten die Rechtspopu­listen nicht ihr Wunscherge­bnis. Die Partei wollte in Bayern zweitstärk­ste Kraft werden, wurde nun aber deutlich von den Grünen überholt und am Ende nur viertstärk­ste Kraft. Das zeigt: In Bayern verfing der Ruf nach liberaler Flüchtling­spolitik stärker als repressive Grenzpolit­ik.

Die AFD präsentier­t sich in Bayern als konsequent­ere CSU: „Die AFD hält, was die CSU verspricht“, hat die Partei schon vor der Bundestags­wahl plakatiert, setzte auch jetzt auf ihre Kernthemen Migration und Islam. Doch während bundesweit der Rechtsschw­enk von Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) und der unionsinte­rne Streit der AFD in den Umfragen immer neue Höhenflüge bereiteten, konnten sie in Bayern weniger profitiere­n.

Dass sie nun ihr Wahlziel „Platz zwei“in Bayern nicht erreichten, dürfte auch an den Querelen im eigenen Landesverb­and liegen: Nicht einmal auf einen gemeinsame­n Spitzenkan­didaten hat sich die AFD im Laufe des Wahlkampfs einigen können.

Die AFD radikalisi­ert sich – und hat damit Erfolg. Der Druck auf die Partei durch Sicherheit­sbehörden wird wachsen. Doch der Druck der AFD vor allem auf Union und SPD auch.

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