Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Glinker hält und Müller trifft
Landespokal: Nordhausen gewinnt das Pokal-drama gegen Erfurt mit 5:4 nach Elfmeterschießen
NORDHAUSEN. Es rauchte in Nordhausen. Zunächst nur vorm Anpfiff des Pokal-achtelfinales zwischen Nordhausen und Erfurt. Denn die Wackerultras zündelten ein wenig. Als sich die blau-weißen Wolken gelegt hatten, entspann sich ein dramatisches Match, das erst nach Elfmeterschießen mit 5:4 (0:0, 1:1) zugunsten der Gastgeber entschieden wurde.
Der FC Rot-weiß, der diesmal eine Stunde früher in den Südharz gefahren war, um nicht wie beim 0:0 im Punktspiel den Anpfiff zu verpassen, versteckte sich vor 2960 Zuschauern im Albert-kuntz-sportpark nicht. Rüdiger hatte die erste Großchance (13.), doch Glinker parierte ebenso stark wie später gegen Shala (39.). „Da hätten wir mit 2:0 in die Halbzeit gehen müssen“, konstatierte Rwe-coach Thomas Brdaric später.
Dazwischen musste Cichos sein ganzes Können gegen einen Kammlott-schuss aufbieten (27.). Es knisterte auf dem Feld. Jeder wusste, wie wichtig das erste Tor in diesem Duell der Thüringer Rivalen war.
Beide Trainer hatten mit Mickels (Wacker) und Lorenzoni (Rot-weiß) Rotsünder aus Ligaspielen aufgeboten. Der Nordhäuser Stürmer war sogar im Punktekampf beider Teams wegen Tätlichkeit vom Platz geflogen. Doch diesmal riss sich der zu Saisonbeginn lange verletzte Mickels zusammen und war der agilste Angreifer der Nordhäuser. Nach dem Wechsel traf der 24-Jährige nach einem schnellen Freistoß von Becker ins lange Eck. 1:0! Wieder einheimische Rauchbomben und Unterbrechung wegen Bodennebels. Doch jetzt hatte Nordhausen das Spiel unter Kontrolle. Kammlott verpasste die Entscheidung (73.). Erfurt blieb ohne eine Torchance. Mickels durfte unter dem Jubel seiner Fans vom Feld. Nichts deutete auf eine Wiederauferstehung der Rot-weißen hin.
Doch dann schlug Torjäger Shala zu. Er gewann das Duell gegen Wackers-abwehrchef Propheter und jagte den Ball zum 1:1 vor der 1200-Mannfankurve ins Netz (90.+1). Als kurz darauf Propheter gegen Kelbel im Strafraum drängelte, flogen die Sicherungen bei einigen Erfurtern raus. Trainer Brdaric musste hinter die Bande wechseln. Als Novy hart gegen Pichinot einstieg und dafür Rot sah , wurde es für Rot-weiß in Unterzahl noch schwerer.
In der Verlängerung verpasste erst Kammlott und dann Becker den Sieg (108.). Keeper Czichos war in der regulären Spielzeit nicht mehr zu bezwingen.
Die Angst des Fußballers vorm Elfmeterschießens wehte wie eine Drohung durch die Luft. Ausgerechnet der Stammelfmeterschütze Becker scheiterte an Czichos für Wacker. Doch dann parierte Jan Glinker Adomahs und Lelas Schuss genauso großartig. Der Nordhäuser Held des Tages war geboren. Als der erst 20 Jahre alte Felix Müller dann eiskalt den letzten Ball verwandelte, jubelten die Blau-weißen. Die in Rot und Weiß mussten sich von ihren großartigen Fans trösten lassen.
Youngster Müller meinte lächelnd: „Ich war schon nervös, aber nur ein bisschen.“Sein Coach Volkan Uluc sagte: „Das Spiel war wieder ein Spiegelbild der Saison mit dem späten Ausgleich. Für ein Pokalspiel gibt es aber keinen Ersatz. Da zählt nur das Ergebnis.“Sein Kollege Brdaric lobte seine Elf: „Wir haben hier Moral bewiesen.“
Die Viertelfinale könnte übrigens bereits am kommenden Freitag beim Drittliga- Spiel zwischen Jena gegen Aalen ausgelost werden. „Bei unserem Losglück spielen wir gegen Jena“, meinte Uluc. Dann aber auf jeden Fall als unterklassige Mannschaft zu Hause.