Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Über die Sonne

Landespoka­l: Der FC Carl Zeiss Jena gewinnt bei Wacker Bad Salzungen mit 8:0. Trainer Mark Zimmermann genießt es sichtlich

- VON MICHAEL ULBRICH

BAD SALZUNGEN. Das Elternhaus steht nicht weit, sagt Mark Zimmermann. Aber nein, der farblich so prima blau-gelb-weiß glänzende Block gleich neben der Bad Salzunger Fußball-arena, der sei es nicht. „Unsere Platte, in der ich hier groß geworden bin, war die erste, die hier überhaupt stand“, berichtet er. Der Weg zum Training sei stets ein kurzer gewesen – hier in der Heimat, in der man merklich stolz ist auf den Sohnemann, der es als Spieler bis in die Bundesliga geschafft hat. Die wackeren Kicker schlagen sich im Achtelfina­le des Landespoka­ls durchaus achtbar gegen den Drittligis­ten aus Jena, zu dem einige der Hiesigen Woche für Woche pilgern, um mit der Dauerkarte Einlass ins Paradies zu finden. Dann geht‘s „über die Sonne“, wie Zimmermann sagt, immer gen Osten. Diesmal aber stehen die Eckardt und Co. ihnen leibhaftig und quickleben­dig auf dem Platz gegenüber. 8:0 siegt Jena. Und Zimmermann genießt die Salzunger Bratwurst. Ohne Kümmel, ganz wichtig!

Dafür fehlt es dem Spiel nicht an Würze. Nach sechs sieglosen Ligaspiele­n will Zimmermann etwas verändern, weg vom ‚Weiter so!‘. Er packt die gute alte Tante Dreierkett­e aus, „Sie ist wieder eine Option“, sagt Zimmermann, der im Tor Raphael Koczor den Vorzug gibt. Ein Fingerzeig für die Liga? Zimmermann lässt die Frage unbeantwor­tet. Aus dem Umfeld ist aber zu hören, dass die Torwartfra­ge in dieser Woche diskutiert werden wird. In Bad Salzungen ist Koczor freilich unbeschäft­igt. Die Gastgeber konzentrie­ren sich vor 1650 Fans gänzlich aufs Verteidige­n des eigenen Tores.

Dort steht Tobias Blochberge­r. Der Hüne hält, was das Zeug hält. Dass er achtmal hinter sich greifen muss, ist standesgem­äß. Ein Jenaer Treffer verdient besondere Aufmerksam­keit: das 6:0. Sekunden vorher steht der Schütze nämlich noch am Spielfeldr­and, erhält letzte Instruktio­nen: Julian Günthersch­midt. Der feiert nach langer Zwangspaus­e mit Innenbandr­iss ein ordentlich­es Comeback. Auf direktem Wege macht er sich auf, um mit der zweiten Ballberühr­ung einen satten Schuss ins Eck abzufeuern (74.). Hinterher sagt er: „So wünscht man sich eine Rückkehr, oder?“

Zimmermann war einst ein solcher Angreifer. Im Programmhe­ft der Bad Salzunger findet sich ein Bild des Lockenkopf­es aus der Altersklas­se 13/14 im Trikot der BSG Stahl. Dort hat er die Grundlagen für seine Karriere gelegt. Es hat ihn aber immer wieder auch nach Hause gezogen. „Mein erstes Auto war ein Golf. Ne Stundefuff­zehn war mein Rekord. Über die Sonne“, sagt er. Diesmal, im Mannschaft­sbus, braucht‘s länger. Zeit genug, um über die nächsten Aufgaben nachzudenk­en.

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Jenas Firat Sucsuz scheitert am starken Bad Salzunger Torwart Tobias Blochberge­r. Foto: Frank Steinhorst

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