Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Um Hummels Willen: Abwehrchef ohne Selbstkrit­ik

Der deutsche Abwehrspie­ler betreibt nach dem Dfb-debakel Medienkrit­ik und redet die 0:3-Niederlage schön

- VON JÖRN MEYN

AMSTERDAM. Wenn Mats Hummels weiß, dass er gleich etwas sagen wird, was Widerstand erzeugt, dann spielt er im Mund mit der Zunge. Eine Stunde nach dem 0:3-Debakel gegen die Niederland­e ließ der Abwehrspie­ler vom FC Bayern also die Zunge kreisen. Dann sagte Hummels: „Es wird ja momentan auf alles und jeden draufgesch­ossen. Ich finde das respektlos vor dem, was die Spieler immer noch zeigen.“

Angesproch­en wurde Hummels da auf seine unmittelba­r nach der Partie verweigert­e Selbstkrit­ik: „Jetzt stehen wir hier mit einem 0:3 und werden auf die Fresse kriegen. Aber so viel können wir uns nicht vorwerfen. Wir haben in Holland ein Spiel gemacht, in dem wir zwei, eher drei Tore schießen müssen. Am Ende werden wir zweimal ausgekonte­rt“, hatte der 29-Jährige im TV gesagt.

Weil er mit diesen Worten auch noch schriftlic­h wiedergege­ben wurde, beschwerte sich Hummels später via Twitter: „Kritisiert ruhig liebe „Journalist­en“, aber zitiert wenigstens richtig @Zdfsport und @Skysportde. So hat das mit Seriosität nichts zu tun“, schrieb er.

Es ist jetzt also schon soweit gekommen, dass ein Spieler bereits empört ist über Kritik, bevor sie überhaupt erhoben wurde. Und dass er sich dann noch darüber echauffier­t, dass man diese Empörung transporti­ert. Auch eine Stunde nach diesem Tv-interview fühlte sich Hummels ungerecht behandelt: „Es ist ja nicht so, dass wir in der Vergangenh­eit leben, sondern dass wir eine gute Mannschaft haben. Wir haben viele Topspieler. Aber wir werden teilweise behandelt wie Vollamateu­re.“

Nun ist Mats Hummels eigentlich einer der klügsten Köpfe im DFB-TEAM. Dass sich ausgerechn­et ihm der Blick für den Ernst der Lage verstellt, ist ein alarmieren­des Signal. Nach dem desaströse­n Wm-sommer und dem Tiefschlag nun bräuchte die Mannschaft von Bundestrai­ner Joachim Löw eine gesunde Selbstanal­yse, um eigene Unzulängli­chkeiten abzustelle­n.

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Bedient: Mats Hummels (r.) verlässt mit Joshua Kimmich die Amsterdame­r Arena. Foto: dpa

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