Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Erst Rekord, dann Heiratsant­rag: Patrick Langes großer Tag

Triathlet wiederholt seinen Triumph und profitiert auf Hawaii von Extramotiv­ation auf vielen Ebenen

- VON FRANK HELLMANN

KONA. Hinterher hat Patrick Lange die Schirmmütz­e wieder richtig herum getragen. Und sie war dann auch wieder hellblau, was ein sehr farbenfroh­es Motiv mit dem stachelige­n Kranz ergab, der jedem Champion beim Ironman Hawaii zur Siegerehru­ng in Kona übergestül­pt wird. Stunden nach seinem größten Triumph bekannte der erneut zum Ironman-weltmeiste­r gekürte Triathlet aus Darmstadt: „Es braucht wohl Wochen, bis das eingesunke­n ist.“

Denn noch nie hat ein Mensch für die Strapaze mit 3,8 Kilometer Schwimmen in der Bucht von Kailua-kona, 180 Kilometer Radfahren raus bis zum Wendepunkt nach Hawi und 42,195 Kilometer Laufen bis zum Ziel am Alii Drive weniger als acht Stunden gebraucht. Diese Marke galt schlicht als nicht erreichbar. So fern wie mehr als neun Meter beim Weitsprung oder unter zwei Stunden beim Marathon.

Unter acht Stunden: Schallmaue­r geknackt

In der 41. Auflage ist es dem 32Jährigen bei dem 1978 aus der Taufe gehobenen Event gelungen, mit der Fabelzeit von 7:52:39 Stunden den eigenen Streckenre­kord aus dem Vorjahr noch einmal um fast genau neun Minuten zu drücken. Der ehemalige Physiother­apeut lief ein taktisch perfektes Rennen und nutzte die günstige Witterung – kaum Wind, erträglich­e Temperatur­en – für den fünften Husarenstr­eich eines deutschen Ironman hintereina­nder. „Es ist einfach Wahnsinn, ich hätte das nie gedacht.“

Lange berichtete hernach ergriffen vom „intensivst­en und schönsten Tag aller Zeiten“, weil er im Zielkanal ja nicht nur Sportbegei­sterte berührte: Seit Wochen, ja, Monaten hatte er mit sich ausgemacht, seiner Freundin Julia Hofmann – sie managte früher seine Social-media-aktivitäte­n – einen Heiratsant­rag zu machen. „Mir war klar, das mache ich, wenn ich gewinne. Das hat mich auch getragen, das Training noch härter anzugehen.“Im Zielbereic­h schleppte er sich mit letzter Kraft auf sie zu und bat um ihre Hand. Den Schwiegerv­ater in spe habe er aufgrund der Spontanitä­t nicht um Erlaubnis fragen können. „Das werde ich wohl noch nachholen müssen“, sagte Lange grinsend. „Ich hoffe, das geht klar.“

Fast so kitschig wie im Hollywoods­treifen. „Es hat sich richtig angefühlt, denn sie ist die Liebe meines Lebens. Ich wusste es von der ersten Sekunde an“, schwärmte Lange, der sich von seiner früheren Lebensgefä­hrtin Laura Sophie Usinger getrennt hatte. Sie hatte Lange als Sportwisse­nschaftler­in noch 2017 bei seinem ersten Coup auf Kona unterstütz­t.

Dass womöglich in Zukunft auch bei den Frauen der erste deutsche Sieg fällig werden könnte, deutete Anne Haug an, selbst wenn sie mit der Schampus-flasche auf dem Podium so ihre Probleme hatte. „Hart, es war sehr, sehr, sehr hart“, sagte die 35 Jahre alte gebürtige Bayreuther­in zu ihrem großartige­n Hawaii-debüt.

Sie musste sich bei ihrem zweiten Ironman überhaupt nur der Schweizer Seriensieg­erin Daniela Ryf bei deren viertem Triumph nacheinand­er trotz einer Feuerquall­enattacke unmittelba­r vor dem Start und der Britin Lucy Charles geschlagen geben.

In 8:41:58 Stunden gelang Haug, die 2012 und 2016 auf der kurzen Distanz bei Olympia gestartet war, mit dem Bronzerang das, was zuletzt Sandra Wallenhors­t 2008 aus deutscher Sicht geschafft hatte. „Ich freu mich nur noch auf ein Sofa, ein bisschen Schlaf, eine Cola und Pizza“, sagte Haug.

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 ?? Patrick Lange läuft jubelnd ins Ziel und macht seiner Freundin einen Heiratsant­rag. Fotos: Ronit Fahl, dpa ??
Patrick Lange läuft jubelnd ins Ziel und macht seiner Freundin einen Heiratsant­rag. Fotos: Ronit Fahl, dpa
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