Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Lehramt studiert – aber derzeit keine Aussicht

Nach dem Abbruch des Vorbereitu­ngsdienste­s führt für einen jungen Thüringer vorerst kein Weg ins Klassenzim­mer zurück

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Benjamin Klose aus Gotha schreibt aus eigener Betroffenh­eit zum Umgang mit dem Lehrernach­wuchs:

Zeitungen, Radio und TV sind voll damit. Thüringer Schulen leiden unter dem größten Lehrermang­el seit Jahren. Inzwischen greift man sogar auf Querund Seiteneins­teiger zurück, um das akute Defizit zu bekämpfen und den Unterricht abzudecken.

Darüber kann ich nur müde lachen. Ich habe in Erfurt Lehramt für Regelschul­en studiert. Englisch und Geschichte sind meine Fächer. Gerade mit ersterem würden mich wahrschein­lich nicht wenige Schulleite­r mit Kusshand nehmen. So ist die Theorie. Die Wahrheit ist leider eine andere, eine traurige. Als ich mich im Sommer 2016 aufgrund eines privaten Schicksals­schlages dagegen entschloss, meinen Vorbereitu­ngsdienst zu verlängern, ahnte ich nicht, welchen Verlauf diese Geschichte nehmen würde. Ich brauchte erstmal Abstand. Dennoch blieb ich meiner Profession treu und arbeitete zunächst als Dozent der Erwachsene­nbildung für einen privaten Bildungstr­äger. Da war eine neue Herausford­erung und eine andere Arbeitswei­se, die mir Spaß machte. Nach gut einem Jahr war für mich jedoch klar, dass ich zurück in die Schule möchte. Mir fehlte die Arbeit mit Kindern und Jugendlich­en. Ich sah mich bereit, den harten und steinigen Weg des Vorbereitu­ngsdienste­s zum Abschluss zu bringen. Ich wandte mich ans Bildungsmi­nisterium und schilderte mein Anliegen. Das war im Dezember 2017. Inzwischen ist fast ein Jahr vergangen. Es war ein Jahr voller bürokratis­cher Rückschläg­e und verlorener Zeit.

Zunächst wurde mein Antrag auf Fortsetzun­g des begonnenen Vorbereitu­ngsdienste­s mit der Begründung abgelehnt, dass ich mich damals gegen eine Verlängeru­ng entschied.

Rein rechtlich stünde mir jedoch eine Wiederholu­ng der damals nicht bestandene­n Prüfung zu. Auch ein Widerspruc­h brachte keinen Erfolg. Stattdesse­n gab man mir die Möglichkei­t, den Vorbereitu­ngsdienst neu zu beginnen und somit im vollen Umfang erneut abzuleiste­n, wenn ich meine privaten Probleme von einst darlege. Getan habe ich dies mit tiefen privaten Einblicken, sogar belegt mit ärztlichem Attest. Nach drei Monaten erhielt ich eine Antwort. Der Antrag wurde erneut abgelehnt. Meine Leistungen wären bereits vor dem privaten Schicksals­schlag im Bereich 4 und ein Nichtbeste­hen absehbar gewesen. Doch ans Aufgeben dachte ich nicht. Erneut legte ich Widerspruc­h ein. Das war im Juni. Eine Rückmeldun­g habe ich bis heute nicht. Der Einstellun­gstermin 1. August ist somit längst verstriche­n. Der Ausgang der Geschichte ist offen. So sehen demnach die Bemühungen des Bildungsmi­nisteriums aus, um den Lehrermang­el zu bekämpfen.

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