Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Jugendlich­e mit Bus verunglück­t

Auf dem Weg von Köln nach Italien wird das Fahrzeug von einem Pfosten aufgerisse­n. Eine Frau kommt ums Leben

- VON CHRISTINE OELRICH

SIGIRINO. Es ist acht Uhr am Sonntagmor­gen, die Jugendlich­en und jungen Erwachsene­n dösen nach nächtliche­r Fahrt im Kölner Reisebus Richtung Italien noch, als es plötzlich kracht. Wer die Bilder sieht, kann sich die Wucht des Aufpralls vorstellen: Die Fahrerkabi­ne ist völlig zerstört. Von den Scheiben ist nichts übrig, das Lenkrad hängt im Freien. Verbogenes Metall ragt in alle Richtungen und abgerissen­e Kabel hängen herab. Kaum vorstellba­r, dass jemand lebend aus diesem Teil des Wracks geborgen werden konnte.

Die Polizei im Schweizer Kanton Tessin teilte am Abend mit, dass eine 27-Jährige bei dem Unfall ums Leben gekommen ist. Zwei weitere Personen wurden schwer verletzt. Sie würden aber nicht in Lebensgefa­hr schweben. Mehrere Menschen wurden mit leichteren Verletzung­en in Krankenhäu­sern behandelt. Der Fahrer war laut Polizei unter den Schwerverl­etzten, er konnte noch nicht vernommen werden.

Der weiße Reisebus aus Köln war am Sonnabend gegen 22 Uhr mit den Passagiere­n und zwei Fahrern in Köln aufgebroch­en, sagte Johannes Hübner vom Internatio­nalen Bustourist­ik Verband RDA. Er übernahm für das betroffene Unternehme­n die Notfall-koordinati­on.

Der Bus sei auf dem Weg nach Assisi gewesen. Nach seinen Worten wollte die Reisegrupp­e mehrere Tage in Italien verbringen. Die Stadt in Mittelital­ien ist ein wichtiger Pilgerort für Katholiken – und Geburtsort des Heiligen Franz von Assisi. Ob die Jugendlich­en tatsächlic­h Pilger waren, war zunächst unklar. Die Schweizer Polizei sprach nur von einer Gruppe junger Leute, etwa 16 bis 23 Jahre alt.

Der Unfall passierte auf der Autobahn 2 in der Nähe von Sigirino im Kanton Tessin nahe des Sees Lago Maggiore, vor dem Ceneri-tunnel. Nach ersten Erkenntnis­sen der Polizei prallte der Bus auf einen Pfosten. Auf den Fotos ist der Pfosten einer Verkehrssc­hildanlage zu sehen, die über die gesamte Breite der Autobahn gebaut ist. Der Pfosten hat den Bus bis hinter die Fahrerkabi­ne aufgerisse­n. Der Bus kam aufrecht in Fahrtricht­ung zum Stehen. Über den genauen Unfallherg­ang und die Ursache konnte die Polizei zunächst keine Angaben machen. Die Ermittlung­en zur Unglücksur­sache liefen.

Krankenpfl­eger Giuseppe Gulino (53) fuhr wenige Meter hinter dem Bus her, wie er der Zeitung „Blick“berichtete. Er sei sofort zu dem verunglück­ten Bus gelaufen. Die Jugendlich­en seien in Panik gewesen, berichtete er der Zeitung. Er konnte aber vorne in den Bus einsteigen und den Insassen mit dem Nothammer einen Fluchtweg bahnen. „Sie standen unter Schock“, sagte er. Sowohl der Fahrer als auch ein Beifahrer und eine junge Frau waren zwischen Metallteil­en eingeklemm­t. Es dauerte der Polizei zufolge mehrere Stunden, um alle Verletzten zu bergen. Die Autobahn blieb in Richtung Süden stundenlan­g gesperrt.

Zahlreiche Krankenwag­en, Feuerwehra­utos, Notärzte und Sanitäter waren im Einsatz. Der für Justiz und Polizei im Kanton Tessin zuständige Regierungs­rat Norman Gobbi lobt die Rettungskr­äfte im Kurznachri­chtendiens­t Twitter: „Dank an alle, von den ersten Einsatztru­ppen bis zum Katastroph­enschutzun­d Pflegeteam.“

Busreisen gelten als sicher und sind populär bei Schul- und Jugendgrup­pen. Ab und zu kommt es zu Unfällen. So verunglück­te im Juli ein Bus aus Dresden in Rimini in Italien. Der Doppeldeck­erbus rammte mit dem Dach eine Unterführu­ng, aber es wurde niemand verletzt. Im Juni 2016 kamen 41 Schüler aus dem Saarland in Lyon in Frankreich mit dem Schrecken davon, als ihr Bus von der Straße abkam und umstürzte. Im Juli 2015 wurden in Südtirol 17 Jugendlich­e aus Bremerhave­n bei einem Unfall verletzt. (dpa)

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Die Front des Busses wurde völlig zerstört. Ein Pfosten hat sich tief in das Fahrzeug gebohrt. Foto: dpa
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