Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
„Das ist unsere jüdische Muppet-show“
Puppentheater gastiert zu den Kulturtagen
NORDHAUSEN. „Ein Jude!?“So wundert sich der Kalif von Bagdad. „Na, lass ihn rein“, befiehlt er. Auftritt Isaak, drosselbärtiger Gesandter Karls des Großen aus Aachen. Er bringt ein großes Geschenk vom Kaiser, das nur ein sehr kleines ist, der Kalif antwortet mit einem kleinen Geschenk, das viel größer wirkt: Abul Abbas, weißer Elefant. Das geschah so, oder so ähnlich, vor 1200 Jahren. Isaak brachte Abul zum Kaiser, zwei Jahre dauerte das. Ein Jude geleitet einen Moslem ins Abendland, das kein gelobtes ist.
Nun lassen nicht nur, aber auch Muslime eine Jüdin ein in ihre deutsche Erlebniswelt, die diese Geschichte als muntere Puppencomedy neu erzählt. Shlomit Tulgan, 48, eine Deutsche aus einer sephardischen Istanbuler Familie, gründete in Berlin „Bubales“, das erste jüdische Puppentheater Deutschlands – was sich auf die Herkunft des Ensembles sowie die seiner Geschichten bezieht.
„Isaak und der Elefant Abul Abbas“, die fünfte Arbeit, versucht sich in Zweisprachigkeit. Alle Sätze kommen auf Deutsch und Arabisch vor. Ein Dutzend Künstler war an der Produktion beteiligt. Ihr Stück gilt Kindern wie Erwachsenen, Einheimischen und Zugereisten. Die Jüdisch-israelischen Kulturtage haben es in fünf Thüringer Städte eingeladen. Die erste Vorstellung war gestern in Nordhausen.
Tulgan hantiert, in ihrer klassischen Puppenbühne verborgen, binnen einer Stunde mit allerlei Klappmaulpuppen, die bewusst an Jim Henson erinnern. „Das ist unsere jüdische Muppet-show“, so Tulgan anschließend. Die führt in 14 Szenen von Aachen nach Bagdad, von dort zum Schabbat in Jerusalem und in ein Hamam in Tunis, durch Wüste und übers Mittelmeer und endet wiederum in Aachen noch lange nicht, sondern in der Utopie: im heiteren „Land ganz ohne Leid“. Denn Kaiser Karl hatte zwar den Juden Schutzrechte gewährt, einem muslimischen Elefanten aber nicht.
„Für geflüchtete Familien“wurde das erklärtermaßen inszeniert, mit einigem Hintersinn. Der liegt in der Begegnung mit dem Jüdischen und Abendländischen sowie mit der eigenen Heimat in der Fremde. Eine Ankunft, mag uns das sagen, ist möglich, aber nie von Dauer. Das Leben ist nun mal eine lange Reise.
● heute, Uhr, Mehrgenerationenhaus Weimar-west. .., Uhr Offene Arbeit Erfurt. .., Uhr, Gera, Puppentheater. .., Uhr, Villa Rosenthal Jena