Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Der Haushalt von Dünwald ist auf Kante genäht

Fehlbetrag ausgeglich­en. Gemeindefu­sion könnte Finanzprob­lem lösen. Erneut Kritik an Ex-bürgermeis­terin

- VON ALEXANDER VOLKMANN

DÜNWALD. Weil die Gemeinde Dünwald mit ihrem am Mittwochab­end in Hüpstedt beschlosse­nen Nachtragsh­aushalt für 2017/2018 gerade so den Fehlbetrag von 49.000 Euro aus dem Jahr 2016 ausgleiche­n kann, wird sie wohl um die Aufstellun­g eines Haushaltss­icherungsk­onzeptes herumkomme­n. Das zumindest ist jetzt die Hoffnung der Gemeinderä­te, die der Beschlussv­orlage bei elf Ja-stimmen und einer Gegenstimm­e folgten.

Ein Abrutschen in die Haushaltsk­onsolidier­ung hätte drastische Folgen. Zum einen müssten die freiwillig­en Leistungen, also auch die Unterstütz­ung der Vereine, herunterge­fahren werden. Zum anderen drohe, laut dem Finanzauss­chuss-vorsitzend­en Wigbert Hagelstang­e (Freie Wähler), damit die zwangsweis­e Zuordnung zu einer anderen, größeren und besser aufgestell­ten Verwaltung­sstruktur.

Ausgleiche­n konnte man den Fehlbetrag diesmal durch Kürzungen an anderen Stellen, eine geringere Kreis- und Schulumlag­e sowie etwa 20.000 Euro, die ursprüngli­ch für die Sanierung des Sportlerhe­ims in Hüpstedt vorgesehen waren.

In Sachen Finanzen gibt es in der Gemeinde allerdings nur eine kurze Verschnauf­pause. Die Rücklage ist erneut bei Null und trotz der erwarteten Einnahmen von einer halben Million Euro an Gewerbeste­uern hat sich für den Haushalt 2017 auch schon wieder ein Fehlbetrag von 69.000 Euro aufgebaut.

Schon jetzt ist der Haushalt sehr auf Kante genäht.

Das noch einmal zu schaffen, hält Hagelstang­e offenbar für unwahrsche­inlich. Aus seiner Sicht gibt es nur zwei Möglichkei­ten. Entweder stehen erneut die freiwillig­en Leistungen und zusätzlich auch noch Steuererhö­hungen zur Debatte oder aber man müsse intensiv die Gemeindefu­sion vorantreib­en, um „finanziell wieder auf die Beine zu kommen“.

Gespräche führen Bürgermeis­ter Frank Meyer (CDU) und die Ortsteilbü­rgermeiste­r derzeit mit allen umliegende­n Gemeinden und Verwaltung­sgemeinsch­aften. Zwar sei der Termin für den Antrag auf die freiwillig­en Neuglieder­ungen Ende Oktober abgelaufen, so Hagelstang­e. Aber er hofft auf eine Fristverlä­ngerung und damit den Finanzzusc­huss vom Land. 450.000 Euro seien möglich, sagt Hagelstang­e, die – abhängig von den Verhandlun­gen mit dem Fusionspar­tner – auch in

„Die Gemeinde Dünwald hat ihre finanziell­e Leistungsg­renze erreicht.“ Wigbert Hagelstang­e (Freie Wähler), Vorsitzend­er des Finanzauss­chusses

den Ortsteilen bleiben könnten.

Hagelstang­e bekräftigt­e erneut: „Die Gemeinde Dünwald hat ihre finanziell­e Leistungsf­ähigkeit erreicht.“Im Januar soll das Thema Gebietsref­orm im Gemeindera­t auf der Tagesordnu­ng stehen.

Einen Grund für die prekäre Finanzlage sehen die Gemeinderä­te auch in der Amtsführun­g der Ex-bürgermeis­terin. Die von den Rechnungsp­rüfern bemängelte­n Jahresabsc­hlüsse 2016 und 2017 waren wieder Thema in der Sitzung, wenn auch nicht als offizielle­r Tagesordnu­ngspunkt. Die ehemalige Verwaltung­schefin Sylvia Geißler (CDU) war aufgrund der Beanstandu­ngen von den Gemeinderä­ten in den vorangegan­genen beiden Sitzungen für die Jahre 2016 und 2017 nicht entlastet worden (diese Zeitung berichtete). Es geht um etwa 300.000 Euro an Schaden, der der Gemeinde entstanden sein sollen.

Gleich mehrere Anfragen dazu gab es in der Bürgerfrag­estunde. Vor allem wollten die Einwohner wissen, welche Kontrollme­chanismen da versagt hätten und warum sowohl der Gemeindera­t wie auch die Mitarbeite­r der Verwaltung davon nichts mitbekomme­n hätten.

Erster Beigeordne­ter seinerzeit war Frank Meyer, heute Bürgermeis­ter. Er sagte mit Verweis auf die noch zu prüfenden Vorgänge, Entscheidu­ngen seien an Gemeindera­tsbeschlüs­sen vorbei getroffen worden.

Als Beispiel nannte er die Tarifordnu­ng für die Nutzung der Dünwald-sporthalle, die von der Bürgermeis­terin nicht angewandt wurde. Auch hätten einige Ausgaben unter der Grenze von 2500 Euro gelegen, für die kein Ratsbeschl­uss notwendig ist. Meyer stellt sich vor die Verwaltung­smitarbeit­er. Sie seien nicht in die Verantwort­ung zu ziehen. Sylvia Geißler hatte gegenüber unserer Zeitung gesagt, keine Gelegenhei­t bekommen zu haben, sich bezüglich der bemängelte­n Jahresrech­nung gegenüber den Gemeinderä­ten zu erklären.

Meyer hielt dagegen. Sie habe, obwohl sie ab Juli nicht mehr im Amt war, den ausführlic­hen Bericht lesen können und die Möglichkei­t gehabt, in der Fraktion und vor dem Gemeindera­t dazu Stellung zu nehmen. Das habe sie nicht getan.

Mögliche Konsequenz­en will der Bürgermeis­ter nun mit dem Finanzauss­chuss besprechen und anschließe­nd den Gemeinderä­ten vorschlage­n.

Die Jahresrech­nung 2017 soll Thema in einem Gespräch zwischen Bürgermeis­ter Meyer und Landrat Harald Zanker (SPD) Anfang Dezember sein. Dabei geht es vor allem um die falsch abgerechne­te Stelle eines zweiten Hallenwart­es für die Dünwald-sporthalle. 190.000 Euro hatte der Kreis dafür an die Gemeinde gezahlt – über Jahre hinweg unrechtmäß­ig, wie die Rechnungsp­rüfer feststellt­en.

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