Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Ein überragender Jancarik schickt Post ins Viertelfinale
Tischtennis-erstligist aus Mühlhausen triumphiert in Schweden knapp und spielt weiter in der Champions League
ESLÖV. Der Weg in das Viertelfinale der Tischtennis-championsleague schien den Männern des Post SV frühzeitig geebnet worden zu sein. Europas Überverein aus Orenburg hatte, auch ohne die noch in Mühlhausen im Einsatz gewesenen Superstars Dimitrij Ovtcharov und Vladimir Samsonov, souverän mit 3:1 gegen den französischen Top-club aus Hennebont gewonnen. Für die Russen, deren neuerlicher Titelgewinn in Europas Königsklasse wohl keine große Überraschung wäre, war es in der Gruppenphase der Königsklasse der sechste Sieg im sechsten Spiel.
Am Ural schnöde Normalität, aber für den Post SV der Wegbereiter, um überhaupt an ein Weiterkommen, an einen Einzug in das Viertelfinale, zu denken. Denn mit einem Coup in Orenburg hätten die Franzosen von den Thüringern um Coach Erik Schreyer im Rennen um Platz 2 nicht mehr abgefangen werden können.
So aber war die Bühne bereitet für einen schwedischen Tischtennis-krimi, der dem in Stockholm geborenen Autor Henning Mankell durchaus zur Ehre gereicht hätte. Die mitgereisten Post-fans glaubten zunächst, ihren Augen nicht trauen zu können, als Mühlhausens hochgewachsener Tscheche Lubomir Jancarik Schwedens Überflieger Truls Möregardh, der wegen dieser Partie auf eine Teil- nahme an der Jugend-wm in Australien verzichtet hatte, deutlich 1:3 das Nachsehen gab. Ließ Janacrik im ersten Durchgang noch satte fünf Satzbälle ungenutzt, bestätigte er in Folge das, was sein Trainer, Erik Schreyer, über ihn sagt: „Er ist unser ‚Einser-killer‘. Im Moment kann Lubomir fast jeden in Europa schlagen.“
Das 1:0 war die nicht erwartete Steilvorlage für Mühlhausens Spitzenspieler Daniel Habesohn. Der österreichische Doppel-europameister sollte sich nicht lange bitten lassen: Ihm gereichte eine solide Darbietung um Eslövs Chinesen Zhang Fuzhou mit 3:0 in die Schranken zu weisen und seinem Post SV das Tor zum Weiterkommen weit aufzustoßen.
Doch urplötzlich kam ein wenig Sand ins Getriebe der Gäste. Ovidiu Ionescu scheiterte im Duell mit Robert Svensson auch an einem kämpferisch herausragenden Ex-fuldaer, doch in erster Linie an seinen Nerven und an seinen eigenen Ansprüchen. Ionescus 2:3 sollte den Hausherren – wie aus dem Nichts – das Leben einhauchen, das man von einem Champions-league-starter landläufig erwarten darf. Truls Möregardh zeigte sich gegen Daniel Habesohn von seiner absoluten Premium-seite und egalisierte den Spielstand (1:3/2:2).
Der vermeintlich sicher geglaubte Triumph, schien den Postlern endgültig aus den Händen zu gleiten. Besonders, als Lubomir Jancarik gegen einen entfesselt aufspielenden Zhang Fuzhou mit 1:2 in Sätzen in Rückstand geraten war. Doch Jancarik wäre dieser Tage nicht Janacrik, wenn er nicht noch das eine oder andere Ass auf dem Schläger, vor allem auf der Rückhand, hätte. Selbst eine nur bedingt sportliche Debatte um einen deutlichen, aber nicht gegebenen Punkt, brachte den Tschechen in Satz 5 nicht aus dem Konzept. Im Gegenteil: Zhang bekam zwar – zu Unrecht – den Zähler zum zwischenzeitlichen 3:4 zugesprochen, doch es sollte sein letzter gewesen sein.
Der Rest war Jubel in Reinform.
Sicher geglaubte Partie, droht plötzlich zu kippen