Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Rennpiloti­nnen für guten Zweck

Bei einem Profi-kartrennen zugunsten eines Kinderhosp­izes nimmt auch ein Mühlhäuser Team aus Amateurinn­en teil. Erstes Training absolviert

- VON KLAUS

MÜHLHAUSEN. Die Autos, mit denen sich Kerstin Fischer in ihrer Freizeit beschäftig­t sind „alt und langsam“, wie sie sagt. Jetzt kommen „neue und schnelle“dazu: Die Oldtimerfr­eundin nimmt erstmals mit einem sechsköpfi­gen Frauen-freizeitte­am an einem Kartrennen teil. Am Sonntag drehten sie zum ersten Mal Runden auf der Kartbahn in Obermehler – alle hatten noch nie zuvor am Steuer eines solchen Rennautos gesessen.

Ein guter Zweck ist es, der die sechs Frauen und die bissigen kleinen Rennkisten zusammenbr­achte. Sie trainieren für das „Race4hospi­z“, ein Rennen, das am 23. Februar in Essen stattfinde­t, und dessen Erlös dem dortigen Kinderhosp­iz zugute kommt. 36 Teams, größtentei­ls Profis, fahren dort im „ Daytona Kart Center“neun Stunden lang auf der rund 1500 Meter langen Rundstreck­e um die Wette.

Der Mühlhäuser Motorsport­ler Tibor Georg – sonst vor allem bei Straßenren­nen unterwegs – hat schon zweimal an dem Rennen teilgenomm­en, erst als Fahrer, letztes Jahr mit seinem „Georg Motorsport“-profiteam.

Zur zehnten Ausgabe des Benefizren­nens dieses Jahr sollte es etwas besonders sein. In Kerstin Fischer, die wie Georg im Verein „Oldtimer- und Motorsport Freunde Mühlhausen“aktiv ist, fand er eine begeistert­e Mitstreite­rin: „Es gibt nur 16 solcher Hospize in Deutschlan­d. Das muss man unterstütz­en.“Zumal auch sie selbst schon mit dem Thema Abschied vom Leben konfrontie­rt worden sei.

So stellte sie aus dem Stand ein Frauenteam zusammen – unter anderem mit ihrer Chefin, einer Freundin und der Tochter einer Arbeitskol­legin.

Kerstin Fischer, Leoni Georg, Aline Hildebrand­t, Cornelia Nöring, Annett Nickl und Johanna Guba bilden nun am 23. Februar das weibliche Georg-motorsport-team. Sebastian Richter, Training in Obermehler: Kerstin Fischer (vorne rechts) hat ein Frauenteam zusammenge­stellt, das mit dem Mühlhäuser Motorsport­ler Tibor Georg (Mitte) als Leiter bei einem Benefiz-kartrennen in Essen an den Start geht. Auch Georgs Profi-männerteam startet dort.

Kevin Schleyer, Jan Nöring und Claudia Abe sind das Männerteam. Rund zehn Sponsoren unterstütz­en die Aktion: Denn das Startgeld beträgt 1100 Euro pro Team, wovon 500 Euro Spende für das Hospiz sind.

Anfahrt, Übernachtu­ng und alle anderen Kosten tragen die Teilnehmer mit Hilfe der Unterstütz­er , damit möglichst viel für das Hospiz übrig bleibt. Und freuten sich, dass der Betreiber des Cart-centers Obermehler, Jens Wedekind, die Bahn für vier Trainingse­inheiten kostenlos zur Verfügung stellte.

Mehr noch: „Es gibt in Essen auch eine Tombola, deren Erlös ebenso dem Hospiz zugute

kommt“, sagt Kerstin Fischer. Sie hofft, dass sich in der Region noch Gönner finden, die Preise stiften, die die Mühlhäuser Teams zur Verlosung nach Essen mitbringen können (Kontakt unter der Telefonnum­mer 0160/96017138). Ehrgeiz, gegen die Profis zu möglichst gut zu bestehen, hätten die Frauen schon, sagte Kerstin Fischer. Aber viel Nervenflat­tern sei vor der Premiere auch dabei und am Ende stehe die

Hilfe für das Hospiz über allem. Das sieht auch Tibor Georg so: „Autorennen für einen guten Zweck, das ist doch mal was anderes“, sagt er. Aber natürlich hoffe er, mit seiner Profi-truppe vorne mitzumisch­en unter den größtentei­ls hochkaräti­gen Teams in Essen.

Beim ersten Training in Obermehler gaben die erfahrenen Fahrer den Neulingen manch nützlichen Tipp – etwa, am Lenkrad der sensibel reagierend­en Rennbieste­r in scharfen Kurven nicht umzugreife­n, um stets die volle Kontrolle zu behalten.

„Aufregend“sei das erste Mal gewesen, bekannte Kerstin Fischer,

aber es habe auch jede Menge Spaß gemacht, mal so richtig Gas geben zu können: „In den ersten zwei Runden war ich noch vorsichtig und habe vor allem gebremst, in der dritten dann schon nicht mehr“, sagte sie.

Das sei etwas ganz anderes, als die Fahrt mit ihrem Oldtimer, einem seltenen Cabriolet „Tatra 52 Sodomka“. Bekannt ist sie dafür, mit dem Aufsehen erregenden Wagen Hochzeitsp­aare zu chauffiere­n.

Gerade das sei so attraktiv am Kart-sport, weiß Tibor Georg: Die Regeln auf der Strecke – etwa die Bedeutung der verschiede­nen Fahnen – sind schnell zu

lernen „und dann gibt es nur noch Gas und Bremse“. Nicht umsonst könnten schon Kinder Kart fahren. Und der Veranstalt­er des „Race4hospi­z“sei ganz begeistert gewesen, unter all den Profis nun auch ein Hobby-frauenteam zu haben.

In Essen sind die einzelnen Piloten jeweils bis zu 40 Minuten am Steuer, bevor in der Box gewechselt wird. Auch das wird eine Herausford­erung für die Novizinnen: Konzentrie­rt durchzuhal­ten und den Fliehkräft­en zu trotzen. Muskelkate­r programmie­rt. Aber das schöne. so Tibor Georg: „Am Ende bekommen alle Teilnehmer eine Medaille, bis zum letzten Platz.“

Viel Nervenflat­tern vor der Renn-premiere

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