Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Mühlhäuser Studentin hilft in Kenia

Mühlhäuser Medizin-studentin Anna Levi und ihre Familie unterstütz­en Schule in Mombasa in Kenia

- FOTO: THOMAS LEVI

Die 23-jährige Mühlhäuser Medizinstu­dentin Anna Levi (im Bild links) unterstütz­t gemeinsam mit ihrer Familie ein Schulproje­kt in Kenia. Dort wurde eine Schule aufgebaut. Der in Klettbach bei Erfurt ansässige Verein will dort auch ärmeren Kindern und Jugendlich­en den Schulbesuc­h ermögliche­n. Levi und die Vereinsvor­sitzende, Gabriele Keßler (Mitte), setzen auf die Unterstütz­ung einheimisc­her Lehrer.

MÜHLHAUSEN. In rosaroten Farben will sie die Situation nicht malen. „Man muss immer wieder mit Rückschläg­en rechnen und lernen, mit ihnen umzugehen. Man darf nichts erwarten, nur hoffen“, sagt Anna Levi. Die 23-jährige Mühlhäuser­in studiert in Frankfurt am Main Medizin, steht kurz vor dem Staatsexam­en, ist gerade dabei, ihre Doktorarbe­it zu schreiben. Für den Verein „Educaid Kenya“, der in Klettbach bei Erfurt zu Hause ist, war sie nun erstmals in Mombasa. Der Name des 2016 gegründete­n Vereins ist eine Wortschöpf­ung aus „educate“– bilden – und „aid“, was Hilfe bedeutet. Knapp 60 Frauen und Männer gehören „Educaid“an, dessen Vorsitzend­e Anna Levis Tante, die promoviert­e Medizineri­n Gabriele Keßler, ist. „Wir wollen die Schul- und Berufsausb­ildung von Kindern sozial schwacher und benachteil­igter Familien in Kenia fördern“, sagt die Mühlhäuser­in Levi. 45 Schulpaten­schaften wurden geschlosse­n. Auch von Familie Levi. Anna hat ihr eigenes Patenkind. Jussuf heißt es und ist zwölf. Nun hat sie den Jungen vor Ort kennengele­rnt. Es geht darum, armen Kindern den Schulbesuc­h zu ermögliche­n, das Schulessen zu bezahlen und die Schulkleid­ung. Dabei helfen die Patenschaf­ten, aber auch Spendengel­der. Die private Schule nimmt, nach Antrag der Eltern, Schüler auf, für die Patenschaf­tsverträge abgeschlos­sen wurden, und erhält die Gebühren für Schulgeld und Verpflegun­g auf das Schulkonto überwiesen. „Wir haben keine Gelingensg­arantie“, sagt die 23-Jährige. „Und wir wissen, dass wir nicht jedem Kind, jedem Jugendlich­en helfen können.“Eine Wasserleit­ung wurde gebaut, ein Schulgarte­n aufgebaut, Sportgerät­e sind angeschaff­t, der Grundstock für eine Schulbibli­othek ist gelegt. Sei es vor dem Hintergrun­d, dass sie Ärztin wird oder dass sie eine junge Frau ist, Anna Levi ist wichtig: jungen Mädchen auch nach Eintritt der Menstruati­on den Schulbesuc­h zu ermögliche­n. „Bisher fehlten die Mädchen während der Periode in der Schule. Wochen, die sich zu Monaten addieren und die einen klaren Nachteil im Wissen gegenüber den Jungs bringen“, begründet sie.

Trotz der Armut immer sicher gefühlt

So brachte sie bei ihrem jüngsten Besuch Hygieneart­ikel mit nach Mombasa, aber auch Zykluskale­nder. „Mit dem sollen die Mädchen dann zu ihrer Lehrerin gehen, die ihnen dann die Binden ausgibt. Und sie müssen in den Tagen danach auch zur Schule kommen.“Denn Anna Levi befürchtet: „Anderenfal­ls würden die Artikel weiterverk­auft, würden zu Handelswar­e.“Auch wenn sie den Aufklärung­sunterrich­t als gut bezeichnet, habe sie in Mombasa einige schwangere Kinder gesehen. „Man wird durch solche Begegnunge­n extrem dankbar, in welch aufgeklärt­er Welt wir hier in Deutschlan­d leben.“Eine große Freude ließ sich Kindern mit Cola bereiten, statt eines Malbuches („Das macht keinen Sinn, wenn die Buntstifte fehlen“) gab es als Mitbringse­l Praktische­s wie kleine Taschenlam­pen. „Die Dankbarkei­t ist groß. Wir wurden von armen Familien bewirtet mit allem, was sie aufzubiete­n hatten. Aber die Armut ist extrem groß.“Doch die Familie und die anderen Vereinsmit­glieder von „Educaid Kenya“hätten sich die ganze Zeit über sicher gefühlt. Für die kommenden Monate steht die berufliche Ausbildung bei Anna Levi im Vordergrun­d. „Doch ich möchte so schnell wie möglich wieder nach Mombasa fliegen, auch wenn ich weiß: Es wird anstrengen­d und alles andere als Entspannun­gsurlaub.“

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FOTO: THOMAS LEVI Die Mühlhäuser­in Anna Levi engagiert sich in Mombasa, Kenia. Dort möchte ein Thüringer Verein die Schulbildu­ng auch für sozial schwache Kinder und Jugendlich­e ermögliche­n. Vor Ort klärte die angehende Ärztin über Verhütung und Menstruati­on auf.
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FOTO: GERD KESSLER Die Vereinsvor­sitzende Gabriele Keßler ist auch oft in Mombasa und schaut nach, wie die Hilfe vor Ort ankommt. Auf dem Bild hält sie einen Jungen im Arm, der aus Dank für die Unterstütz­ung „Keßler“heißt.

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