Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Albert-schweitzer-wohnpark fast komplett vermietet
Aus Mühlhäuser Bildungseinrichtung wird Ort zum Leben. Praxen für Physio- und Ergotherapie im Haus untergebracht
MÜHLHAUSEN. Über vier Millionen Euro kostete der Umbau des ehemaligen Albertschweitzer-gymnasiums am Forstberg in Mühlhausen. Von den in der Wohnanlage entstandenen 35 Wohnungen ist schon fast jede vermietet. Immobilienmakler Uwe Jenner wollte die Generationen verbinden und der Vereinsamung durch eine besondere Form der Nachbarschaft entgegenwirken. (mli)
MÜHLHAUSEN. Helle, weiße Räume begrüßen Besucher der neu eröffneten Physiotherapiepraxis von Yvonne Görlach in der Damaschkestraße 25 d. Ende vergangener Woche ist die gebürtige Mühlhäuserin in den Albert-schweitzer-wohnpark eingezogen. Das passt gut in die Vision, die Immobilienmakler Uwe Jenner von seinem Großprojekt hatte. „Ich sehe die Praxis als Bereicherung für den Standort“, sagte er. Sehr gerne habe er sich für die Physiotherapeutin als Mieterin entschieden. wie zuvor schon für die Ergotherapeutin, die sich im Objekt angesiedelt hat. „Ich denke, die beiden Praxen leisten einen wichtigen Beitrag zur medizinischen Versorgung sowie zur Infrastruktur in diesem Viertel“, sagte Immobilienmakler Jenner.
Trend der Vereinsamung entgegenwirken
Während die Menschen im Stadtzentrum öfter umziehen, seien die Einwohner im Forstberg sehr mit „ihrem Viertel“verbunden, erklärte er. „Oft heißt es auch‚ einmal Forstberg, immer Forstberg.‘ “Im Albert-schweitzer-wohnpark wollte Uwe Jenner die Generationen verbinden. So gibt es kleinere Wohnungen, die gut für Alleinstehende und ältere Menschen geeignet sind und größere für Familien. „Ich möchte einem Trend entgegenwirken, der immer mehr Menschen in Vereinsamung führt“, sagte Jenner. Drei Eingänge inklusive Aufzug ermöglichen es, barrierefrei in die Wohnungen zu gelangen. Hinter dem Haus gibt es einen großen Parkplatz, Grünflächen mit Grillecke, ebenso wird an einem Spielplatz gebaut. Im Frühjahr sind alle Bewohner der insgesamt 35 Wohnungen zu einem Fest eingeladen, um sich besser kennenzulernen. Das Schulgelände des ehemaligen Albert-schweitzer-gymnasiums stand 2011 zum Verkauf, nachdem die Schule geschlossen worden war. Jenner erwarb das Grundstück mit dem Wunsch, sein für den Kreis einzigartiges Wohnmodell umsetzen. Die Kosten für den Umbau betrugen über vier Millionen Euro. Im Jahr 2012 haben die ersten Arbeiten an dem Objekt begonnen. Aktuell werden noch drei Wohnungen fertiggestellt, darunter zwei Zweiraumwohnungen mit 50 Quadratmeter und eine Vierraumwohnung mit 120 Quadratmeter Fläche. „Die Idee des generationenübergreifenden Wohnens hat mir von vornherein sehr gut gefallen“, lobte Yvonne Görlach, die mit ihrer Praxis in eine Wohneinheit mit vier Räumen gezogen ist. Die Wände ihrer neuen Praxis zieren Bilder von Großstädten: wie Rostock, Berlin oder das Ruhrgebiet. In letzterem hat sie drei Jahre lang gelebt, als sie in Dortmund nach dem Abitur eine Ausbildung zur Werbekauffrau gemacht hat. Dann ist Yvonne Görlach in ihre Heimat zurückgekehrt. Der Liebe wegen. Ihre Entscheidung hat sie nicht bereut. „Ich liebe Mühlhausen“, erklärte die 37-Jährige, die mit ihrem Mann und ihrer 13-jährigen Tochter in der Kreisstadt lebt. Sie ist begeistert von der Altstadt mit ihren Kirchtürmen und Fachwerkhäusern. „Mühlhausen ist auch irgendwie ein großes Dorf. Egal, wohin man geht, man trifft immer jemanden, den man kennt. Ich mag das.“Die Anonymität in der Großstadt hat sie nicht überzeugt. „Im Urlaub fahre ich gerne in größere Städte, aber mein Herz ist in Mühlhausen.“Yvonne Görlach hofft nun auf viele Patienten, die in ihre Praxis kommen. „Noch ist Platz da“, sagte sie lächelnd und zeigte im Anmelderaum auf die leeren Regalböden. Die 37-Jährige genießt schon jetzt ihr eigenständiges und selbstbestimmtes Arbeitsumfeld. Wenn die Praxis gut laufe, will sie auch Leute einstellen, die ihr unter die Arme greifen. Fürs Erste muss aber alles in Alleinregie klappen.