Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Wann ist der Mann ein kranker Mann?
Manchmal ist gesunder Zweifel angebracht
Im Osten halten sich Männer für kränker als Frauen, besagt eine neue Studie. „Wer will das kommentieren?“Sylvias Blick schweift durch die Redaktion. Wir Männer ducken uns ab. Schließlich bleibt die Bitte bei mir, dem Stubenältesten, hängen. Schon fühle ich mich – kränker? Mit gefühltem Kranksein habe ich meine Probleme. Vielleicht fühlen sich Ostmänner nicht nur kränker als Frauen, sondern auch größer als Dachse und lahmer als Hunde. Danach hat bloß noch niemand gefragt. Auch nicht, wie es um unsere Potenz steht, die gefühlte Männlichkeit. „Männer haben‘s schwer, nehmen‘s leicht / Außen hart und innen ganz weich / Werden als Kind schon auf Mann geeicht / Wann ist ein Mann ein Mann?“ singt Herbert Grönemeyer. Ja, wann ist der Mann ein kranker Mann? Dass es hier um Psychologie geht, liegt ja wohl auf der Hand. Zumal die Studie auch besagt, dass sich ostdeutsche Frauen, die demselben psychosozialen Stress ausgesetzt sind, weniger krank fühlen. Leiden wir Männer vielleicht unter einem Wahrnehmungsproblem? Mal ehrlich, wie würden wir, die wir ja schon Mühe haben, eine leichte Grippe zu überleben, auf Dauermigräne reagieren? Wie würden wir Männer eine, gefühlte, Schwangerschaft aushalten und wie viele Scheintode würden wir sterben, müssten wir gebären? Eines tröstet mich dann doch: Männer rauchen und trinken mehr und essen ungesünder. Also dürfen wir uns auch kränker fühlen!