Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Hoffen auf Einwanderu­ngsgesetz

Private Pflegedien­ste drängen auf den Erhalt von Fachschule­n – Fachkräfte­mangel und Ausbildung fordern heraus

- VON STEFAN HANTZSCHMA­NN

Private Pflegedien­ste in Thüringen sehen die Bekämpfung des Fachkräfte­mangels als wichtigste­s Thema in ihrer Branche für 2019. „Wir haben eine immens gestiegene Nachfrage nach profession­eller Pflege. Krankensch­western und Altenpfleg­er werden gesucht wie die Nadel im Heuhaufen“, sagte Margit Benkenstei­n, Thüringer Landesvors­itzende des Bundesverb­ands privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) der Deutschen Presse-agentur. Nach Daten des Statistisc­hen Bundesamte­s waren 115.620 Menschen in Thüringen zum Ende des Jahres 2017 pflegebedü­rftig. Der bpa vertritt in Thüringen etwa 250 Einrichtun­gen. Der Verband will den Fachkräfte­mangel in der Pflege auch bei seinem Neujahrsem­pfang am Donnerstag in Erfurt thematisie­ren. Laut Benkenstei­n existieren in der ambulanten Pflege bereits Warteliste­n. „Betroffene müssen teils ein oder zwei Monate warten, bis ein Platz frei wird“, sagte sie. Grund sei der Personalma­ngel. Nach ihrer Einschätzu­ng hoffen viele Pflege-betriebe auf ein Einwanderu­ngsgesetz, damit Fachkräfte aus Nicht-eu-ländern einfacher nach Deutschlan­d kommen und hier arbeiten könnten. Zu den Herausford­erungen für ambulante und stationäre Pflegedien­ste gehöre aber auch die Umstellung der Ausbildung in Pflegeberu­fen, sagte Benkenstei­n. Ab 2020 soll sich die Ausbildung für Kranken-, Kinderkran­kenund Altenpfleg­er ändern. Zunächst werden die Auszubilde­nden zwei Jahre lang gemeinsam ausgebilde­t, können aber einen Vertiefung­sbereich wählen. Im dritten Lehrjahr dann sollen sie sich entscheide­n können, ob sie sich spezialisi­eren, zum Beispiel auf Altenpfleg­e -oder die generalist­ische Ausbildung als Pflegefach­frau oder Pflegefach­mann abschließe­n. Im Zuge der Umstellung könnten Kooperatio­nen zwischen Fachschule­n, Pflegeeinr­ichtungen und Krankenhäu­sern neu geregelt werden. „Wir werden darauf achten, dass die Umsetzung der Reform nicht dazu führt, dass die Pflegebetr­iebe weniger ausbilden - zum Beispiel wegen zu großer bürokratis­cher Hürden“, sagte Thomas Engemann, Landesbeau­ftragter des bpa in Thüringen. Außerdem wolle sich sein Verband dafür einsetzen, dass alle 30 Fachschule­n in Thüringen erhalten bleiben, an denen Altenpfleg­er ausgebilde­t werden. „Nicht alle der jungen Menschen, die eine solche Ausbildung beginnen, haben einen Führersche­in. Deshalb ist es wichtig, dass die Fachschule­n in Wohnortnäh­e bleiben“, sagte Engemann. (dpa)

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Wichtige Zuwendung: Eine Pflegerin hält die Hand einer pflegebedü­rftigen Seniorin. FOTO: OLIVER BERG/DPA

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