Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Gemeinsam die Welt ein bisschen besser machen

Beraterin Doris Voll über den Mitteldeut­schen Fundraisin­gtag in Jena – Teilnehmer entscheide­n über Preisverga­be an Projekte

- VON ULRIKE KERN

Der Verein Fundraisin­gforum vergibt in diesem Jahr erstmals drei Preise für besonders bemerkensw­erte Projekte oder engagierte Personen aus der Region. Der erste Preis ist mit 1000 Euro dotiert, die beiden folgenden mit 500 Euro und 300 Euro. Aus allen Bewerbunge­n werden drei Projekte ausgewählt, die sich beim Mitteldeut­schen Fundraisin­gtag vorstellen. Über die Vergabe der Preise 2019 stimmen die Teilnehmer des Fundraisin­gtages dann am Dienstag, dem 12. März, in der Ernst-abbe-hochschule in Jena ab. Wir sprachen mit der Beraterin Doris Voll.

Frau Voll, an wen richtet sich der Fundraisin­gtag im März in Jena? Was sind die Themen an diesem Tag, was die Ziele?

Wir wenden uns mit dem Fundraisin­gtag an Vereine, Stiftungen, Initiative­n oder Einzelpers­onen, zum Beispiel Bürgermeis­ter, Kirchenvor­stände, engagierte Menschen, die etwas verändern wollen, die sich für das Gemeinwohl engagieren und dazu Unterstütz­er suchen, die Zeit, Geld, Sachmittel oder ihr Wissen spenden. In den Workshops und Fachforen geht es um ganz verschiede­ne Themen. Ganz klassisch geht es darum, Spendenbri­efe zu schreiben oder ein Konzept für die Spenderbin­dung zu entwickeln, es geht darum, wie man am besten Großspende­r gewinnt oder was es beim erfolgreic­hen Online-fundraisin­g zu bedenken gilt.

Erstmals werden Preise ausgelobt. Wer oder was soll damit geehrt werden?

Es sollen gemeinnütz­ige Vereine oder Initiative­n geehrt werden, die interessan­te Fundraisin­gideen für ihre gemeinnütz­igen Vorhaben – es kann sich dabei um alle Bereiche handeln: Kinder- und Jugendhilf­e, Soziales, Umwelt, Kultur, Sport und so weiter – umgesetzt haben oder umsetzen wollen. Die Vereine sollen ihren Sitz hier in Mitteldeut­schland haben. Wir wollen kreative und nachahmens­werte Fundraisin­g-aktivitäte­n würdigen und in die Öffentlich­keit bringen, in der Hoffnung, dass andere Vereine ermutigt werden. Wir wollen auch deutlich machen, dass Fundraisin­g überall funktionie­ren und Spaß machen und unsere Gesellscha­ft zusammenha­lten kann. Dazu gehören auch die kleinen und unspektaku­lären Fundraisin­gaktivität­en, die unser Miteinande­r bereichern.

Womit kann man sich bewerben?

Es wurde in den letzten Jahren ein 12-jähriger Junge ausgezeich­net, der für die Renovierun­g der Orgel Geld sammelte. Er ließ sich nicht entmutigen, obwohl er wusste, dass die Gesamtkost­en bei 25.000 Euro lagen. Wir zeichneten Studenten aus, die einen multikultu­rellen Garten aufgebaut haben, und wir zeichneten einen pensionier­ten Geschäftsf­ührer aus, der eine Stiftung gründete, um benachteil­igten jungen Menschen den Schulabsch­luss und ein Studium zu ermögliche­n. Man kann sich mit jeder Idee oder auch mit einem bereits umgesetzte­n Vorhaben bewerben: Ob man Geld braucht für ein Umweltproj­ekt oder für ein Integratio­nsprojekt, man kann eine interessan­te Mitglieder­kampagne vorschlage­n oder ein Schulgarte­n.

Wie ist die Situation in Mitteldeut­schland bezüglich der Mittelakqu­isition?

Das ist natürlich eine schwierige Frage. Für mich geht es beim Fundraisin­g darum, Unterstütz­er für gemeinnütz­ige Projekte und Organisati­onen zu gewinnen. Es geht mir nicht um Fördermitt­el des Staates. Es geht auch darum, die Begeisteru­ng dafür zu wecken, dass Menschen gemeinsam etwas verändern und die Welt ein bisschen besser machen können. Die Situation in den „westlichen Bundesländ­ern“ ist vielleicht etwas einfacher. Dort gibt es eine Tradition des Gebens und Schenkens, die hier unterbroch­en wurde. Die Haltung, dass sich der Staat kümmern muss, macht das Fundraisin­g nicht immer erfolgreic­h. Trotzdem gibt es auch hier bereits zahlreiche Beispiele für erfolgreic­hes Fundraisin­g in Mitteldeut­schland.

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Doris Voll FOTO: CONNI WINKLER

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