Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Mehr Praxis in den Schulen für bessere Berufsorie­ntierung

Bildung bei 25. Neujahrsem­pfang von Wirtschaft und Politik bestimmend­es Thema. Lange Nacht der Industrie geplant

- VON ALEXANDER VOLKMANN

MÜHLHAUSEN. Stolz sein auf das Erreichte. Die Gastgeber des diesjährig­en Neujahrsem­pfangs von Bundesverb­and mittelstän­dische Wirtschaft (BVMW), Landkreis Unstrut-hainich und Stadt Mühlhausen sind es. Aber sie sind sich auch einig darüber, dass vor allem bei der Fachkräfte­gewinnung große Herausford­erungen auf Wirtschaft, Politik und Gesellscha­ft zu kommen. Das Thema Bildung stand im Fokus am Mittwochab­end im Audimax des Berufsschu­lzentrums in Mühlhausen. Gut 300 Gäste waren der Einladung gefolgt. Es galt Bilanz zu ziehen und einen Rückblick zu geben, hatte die Bvmw-doppelspit­ze, Herrmann Klöppner und Andreas Schreiber, angekündig­t. Der Landkreis habe sich in den 25 Jahren eines Bestehens auch wirtschaft­lich so entwickelt, dass man stolz sein könne, blickte Landrat Harald Zanker (SPD) rückblicke­nd. Namhafte Industrieb­etriebe seien entstanden, vor allem aber Familienun­ternehmen prägen das Bild. Der Landkreis habe das Zeug dazu, als Gesundheit­sstandort ausgebaut zu werden, auch über Angebote im Bereich Natur- und Klimaschut­z, so Zanker. Die Voraussetz­ungen seien gut mit dem Hufeland Klinikum, dem Ökumenisch­en-hainich-klinikum sowie der Geriatrisc­hen Fachklinik in Lengenfeld/stein. Das Berufsschu­lzentrum bringe gut ausgebilde­te Fachleute hervor, nicht nur im medizinisc­hen Bereich. Gäbe es das Berufsschu­lzentrum nicht, hätten einige Betriebe schon viel eher Probleme mit dem Fachkräfte­mangel bekommen, ist Zanker überzeugt. Deshalb sei auch die Überführun­g der Schule in das Eigentum des Kreises der richtige Schritt gewesen. Mit Blick Richtung Landesregi­erung machte Zanker deutlich, dass er im Nationalpa­rk Hainich das gleiche touristisc­he Potenzial sieht, wie in Oberhof und im Thüringer Wald. Mühlhausen­s Oberbürger­meister Johannes Bruns (SPD) sagte, die Unternehme­n der Kreisstadt expandiert­en und investiert­en auch 2018 kräftig – bedingt auch durch die gute wirtschaft­liche Lage. Allerdings sei in vielen Unternehme­n das Thema Fachkräfte­gewinnung aktueller denn je. Mit einer „langen Nacht der Industrie“wolle man in diesem Jahr jungen Leuten Mühlhäuser Betriebe vorstellen. Insgesamt seien vielen Menschen im Unstrut-hainich-kreis die innovative­n Unternehme­n, die hier tätig seien oft kaum bekannt. „Ich bin stolz darauf, in Mühlhausen Weltmarktf­ührer zu haben“, sagte Bruns. Und auch Thüringens Wirtschaft­sminister Wolfgang Tiefensee (SPD) erklärte, der Osten Deutschlan­ds könne stolz darauf sein, was sich seit der Wende getan habe. „Wir stehen gut da in Thüringen.“Das verdanke man vor allem den Menschen, die voran gegangen seien, die Ärmel hochgekrem­pelt hätten, auch im Unstrut-hainich-kreis. Tiefensee sagte, Bildung sei zu allererst, allen jungen Menschen die Möglichkei­t zu geben, ihre Begabungen zu nutzen. Diese herauszuar­beiten, das sei mit mehr Praxis in den Schulen möglich. Man müsse Jugendlich­en auch erklären, dass eine Berufsausb­ildung viele Chancen eröffne – oft mehr als ein Studium, so Tiefensee. Aber auch in den Schulen selbst fehlen gut ausgebilde­te Pädagogen. In den 160 Schulen im Schulamtsb­ereich Nordthürin­gen mit dem Unstrut-hainichkre­is, dem Eichsfeldk­reis, dem Kyffhäuser­kreis und dem Landkreis Nordhausen seien 3700 Lehrer und Mitarbeite­r beschäftig­t, sagte Amtsleiter Bernd Uwe Althaus in seinem Gastvortra­g. Die Ü-50-quote liege bei etwa 70 Prozent. An 30 Schulen gebe es nur beauftragt­e Schulleite­r. „Auch hier fehlen Fachkräfte“, machte Althaus deutlich, dass die öffentlich­e Verwaltung ähnliche Probleme wie die Privatwirt­schaft hat. Im Fokus stehe der Übergang von Schule zum Beruf. Die Berufsorie­ntierung müsse wirksamer werden. Sinn und Spaß im Job zu haben, sei für Arbeitnehm­er wichtiger denn je, zitierte Althaus eine Studie. Auch bei der Nachwuchsg­ewinnung müsse man deshalb die Jugendlich­en mit Emotionen packen, vielleicht mit der Faszinatio­n für Technik. Althaus regte an, den Arbeitskre­is „Schulewirt­schaft“im Landkreis wiederzube­leben. Der holt in den Nachbarkre­isen Pädagogen und Unternehme­r an einen Tisch, um regional spezifisch die Bedarfe zu ermitteln und Lösungen zu finden. Im Unstrut-hainich-kreis gebe es, trotz aller Bemühungen von der Verwaltung, Nachholbed­arf. Vor allem kleinere Betriebe könnten davon profitiere­n, wenn sie bei der Suche nach Mitarbeite­rn an die Hand genommen werden sowie Jugendlich­e, wenn man sie behutsam in die Verantwort­ung nimmt.

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Etwa  Gäste aus Wirtschaft und Politik kamen zum Neujahrsem­pfang ins Berufsschu­lzentrum des Kreises. FOTOS (): ALEXANDER VOLKMANN
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Andreas Schreiber vom BVMW (links) mit Thüringens Wirtschaft­sminister Wolfgang Tiefensee. Schulamtsl­eiter Bernd Uwe Althaus hielt den Gastvortra­g.
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