Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Tolle Stimmung beim Biathlon-weltcup: Peiffer und Damenstaff­el auf Podest

Die Leistungen der deutschen Biathleten beim Weltcup in Oberhof glich dem Wetter am Rennsteig – sehr wechselhaf­t

- FOTO: SASCHA FROMM

Ausgelasse­ne Stimmung beim Biathlon-weltcup in Oberhof: Dabei erlebten die Besucher der Skiarena am Wochenende Licht und Schatten bei den deutschen Startern. Arndt Peiffer (Foto) in der Verfolgung und die deutsche Damen-staffel konnten jeweils zweite Plätze feiern, wobei Denise Herrmann mit zwei Strafrunde­n beim letzten Schießen den Sieg aus der Hand gab. Die Männer-staffel enttäuscht­e mit Rang acht, obwohl Startläufe­r Erik Lesser, der am Tag zuvor Vater geworden war, auf Rang zwei liegend übergab. Der für Belgien startende Michael Rösch verabschie­dete sich aus dem Weltcup.

Nach dem Wintermärc­hen der vergangene­n Tage präsentier­te sich Oberhof zum Abschluss des Biathlon-weltcups von seiner ungemütlic­hen Seite. Dichte Nebelschwa­den hatten sich am Sonntag über dem Thüringer Wald gebildet, wechselnde Böen bliesen den 21.600 Zuschauern erbarmungs­los ins Gesicht und von oben prasselte unaufhörli­ch Regen nieder.

Wetter, das der in Oberhof lebende Erik Lesser kennt – aber auch nicht sonderlich liebt. So stand er nach seinem Einsatz zitternd im Ziel und war sichtlich froh, als er ins Warme durfte. Doch zuvor galt es Fragen zu beantworte­n: zum finalen Rennen, das die Männerstaf­fel auf einem enttäusche­nden achten Rang beendet hatte, aber auch zu seinem Fehlen in der Verfolgung.

„Es war eine lange Nacht mit einem erfreulich­en Ergebnis“, erklärte er schmunzeln­d. Am frühen Samstagmor­gen hatte seine langjährig­e Lebensgefä­hrtin Nadine eine kleine Tochter namens Anouk zur Welt gebracht. „Sie ist klein und kräftig, hat Durst, alle sind gesund und glücklich“, so Lesser. Mehr wollte der 30-Jährige nicht verraten. Ende November war auch sein Team- und Zimmerkoll­ege Arnd Peiffer erstmals Vater einer Tochter geworden. Doch Tipps gab dieser nicht: „Da muss jeder seine eigenen Erfahrunge­n sammeln“, findet Lesser. „Wir versuchen jetzt, uns zu Hause etwas einzugroov­en.“

Seiner gestrigen Leistung tat das aufregende Erlebnis keinen Abbruch. Beim souveränen Sieg von Russland vor Frankreich und Österreich überzeugte Lesser als einziger Deutscher im Regen am Rennsteig. Als Startläufe­r benötigte er nur eine Nachladepa­trone und übergab knapp hinter Frankreich als Zweiter auf Simon Schempp. Doch schon bei der ersten Schießprüf­ung vergab dieser alle Podestchan­cen, musste in die Strafrunde und haderte hinterher mit seiner läuferisch­en Verfassung: „Sobald ich momentan eine gewisse Intensität überschrei­te, ist der Ofen aus. Da verliere ich unheimlich viel Zeit. Und das setzt mich am Schießstan­d noch einmal mehr unter Druck.“

Da auch Peiffer die drei Extrapatro­nen im Stehendans­chlag nicht ausreichte­n, lief die deutsche Staffel zum Weltcup-halali nur hinterher. Daran konnte auch Benedikt Doll nichts mehr ändern. Dennoch nahm es Bundestrai­ner Mark Kirchner gelassen: „Wir gehen sicher auf Ursachenfo­rschung, warum es bei einigen schlecht lief. Doch insgesamt überwiegt das Positive bei dem Weltcup: der Podiumspla­tz von Arnd und die Rehabilita­tion der Damen nach dem Sprint.“

In der Verfolgung am Samstag hatte sich Peiffer im Schneetrei­ben Platz zwei gesichert und war von der Stimmung einmal mehr mächtig angetan: „Ich bin jetzt das zehnte Mal in Oberhof dabei. Aber daran gewöhnt man sich nie. Es ist mir immer wieder eine Ehre, hier starten zu dürfen“, sagte der Sprint-olympiasie­ger, dessen Stern 2009 am Rennsteig aufgegange­n war.

Überrasche­nd in die deutsche Staffel gerückt, hatte er ihr damals zu Rang drei verholfen. Zehn Jahre später gelang ihm wieder der Sprung aufs Podest. In einem packenden Duell auf der Zielgerade­n bezwang Peiffer den Italiener Lukas Hofer. Den Sieg holte sich erneut der in dieser Saison überragend­e Norweger Johannes Tignes Bö. Als zweitbeste­r Deutscher landete Benedikt Doll unter dem Jubel der 22.500 Zuschauer auf dem siebenten Platz.

Zuvor hatten die Frauen das historisch­e Debakel im Sprintrenn­en wettgemach­t. Beim Triumph der Italieneri­n Lisa Vittozzi vor Anastasija Kuzmina aus der Slowakei und der Französin Anais Chevalier verbessert­e sich Franziska Preuß um gewaltige 39 Plätze auf Rang sechs und war damit beste deutsche Skijägerin. Das Leid war der Freude gewichen. Auch Denise Herrmann hatte eine Menge Boden gut gemacht. Als 36. gestartet, stürmte sie auf Platz neun vor; Karolin Horchler lief von 34 auf elf.

Diesen Schwung nahmen die deutschens­kijägerinn­enmitins Staffelren­nen. Horchler wechselte als Dritte auf Franziska Hildebrand, die ihr Team trotz eines Sturzes dank makelloser Schießeinl­agen nach vorn brachte. Franziska Preuß konnte die Führung vor den Russinnen knapp verteidige­n, ehe diese den Spieß am Ende wieder umdrehten.

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FOTOS: SASCHA FROMM Arnd Peiffer setzt sich am Samstag in der Verfolgung gegen Lukas Hofer durch und wird Zweiter. In der gestrigen Staffel patzt aber auch er.
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Als frisch gebackener Vater überzeugte der Oberhofer Erik Lesser am Sonntag bei seinem Staffelein­satz.

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