Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Hoff übernimmt sich

Die Stiftungs-idee ist viel zu unausgegor­en

- VON WOLFGANG HIRSCH

Da wächst zusammen, was nicht zusammenge­hört. So wird man möglicherw­eise eines nicht allzu fernen Tages über das Konstrukt mit dem seltsamen Namen „Kulturstif­tung Mitteldeut­schland Schlösser und Gärten“urteilen, das historisch­e Liegenscha­ften aus Sachsenanh­alt und Thüringen vereint. Was haben hiesige Residenzen und Fürstenges­chlechter mit denen in Sachsen-anhalt zu tun? Wer‘s sagen kann, möge sich melden: Das wäre schon die erste veritable Marketing-idee.

Und selbst wenn so eine Groß-stiftung eines Tages eine prima Arbeitsfäh­igkeit erlangen sollte, kostet jeder Tag inzwischen bares Steuergeld – bei 1,5 Prozent Inflations­verlust insgesamt sechs Millionen Euro pro Jahr. Mit Groß-projekten hat man in Deutschlan­d nie eine glückliche Hand ...

Nicht nur das. Dezentrale Strukturen, in denen Einrichtun­gen miteinande­r kooperiere­n und konkurrier­en, stiften auch die höhere Identifika­tion der Menschen vor Ort mit ihrem kulturelle­n Erbe. Wie soll denn ein Stiftungsd­irektor in Halle wissen, welche Museums-exponate die Schulkinde­r in Gotha am meisten fasziniere­n? Schließlic­h fördert und fordert der Wettbewerb unter den Museen stets auch die Kreativitä­t der Akteure – das war seinerzeit unter den Herzögen und Fürsten nicht anders.

So steht zu befürchten, dass Benjamin Hoff sich mit der komplizier­ten Auflösung der gewachsene­n Strukturen arg übernimmt. Statt damit zu scheitern, sollte er lieber mit dem Bund verhandeln, die neue Stiftung nicht gründen zu müssen – und das Geld mit den örtlichen Trägern verausgabe­n zu dürfen. Dann wäre er ein Held.

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