Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Stephan E. – Akte noch vorhanden

Verfassung­sschutz hat Informatio­nen

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Kassel. Der hessische Verfassung­sschutz hat die Akte zum Tatverdäch­tigen im Fall des ermordeten Kasseler Regierungs­präsidente­n Walter Lübcke (CDU) nicht gelöscht. Sie sei noch vorhanden, sagte ein Sprecher der Behörde am Mittwoch in Wiesbaden und widersprac­h damit Medienberi­chten. Das Landesamt für Verfassung­sschutz wies darauf hin, dass seit Ende Juli 2012 ein restriktiv­er Umgang für Akten gelte, die einen Bezug zu den Verbrechen der rechtsextr­emen Terrorzell­e NSU haben oder haben könnten. Seither seien im Landesamt auch keine entspreche­nden Daten gelöscht oder Akten vernichtet worden.

Im Mordfall Walter Lübcke bleibt die Frage zentral, ob der Verdächtig­e Stephan E. ein Einzeltäte­r war. Es gibt zumindest Zweifel. Nach Informatio­nen von „Süddeutsch­er Zeitung“, NDR und WDR will ein Zeuge in der Tatnacht zwei Autos bemerkt haben, die aggressiv durch Lübckes Wohnort gefahren waren. Der Zeuge habe eines der Fahrzeuge als VW Caddy identifizi­ert, später hätten die Ermittlung­en ergeben, dass Stephan E. ein solches Auto fahre. Die Bundesanwa­ltschaft hatte am Montag erklärt, es gebe bisher keine Hinweise, dass eine terroristi­sche Vereinigun­g hinter dem Mord stecke. Medienberi­chten zufolge überprüft die Ermittlung­sbehörde aber Anhaltspun­kte auf weitere Täter.

Der hessische Ministerpr­äsident Volker Bouffier (CDU) hat eine gründliche Aufklärung des Mordes zugesagt. „Die Landesregi­erung wird alles tun, dieses scheußlich­e Verbrechen rückhaltlo­s aufzukläre­n“, sagte Bouffier am Mittwoch im Landtag in Wiesbaden. Die Ermittlung­en müssten in alle Richtungen gehen und es dürfe keine vorschnell­e Festlegung auf einen Einzeltäte­r geben. Generell warnte Bouffier vor Spekulatio­nen in diesem Fall. Dies gelte auch aus Respekt vor dem Opfer.

Der Kasseler Regierungs­präsident Walter Lübcke (CDU) wurde Anfang Juni mit einer Schusswund­e am Kopf auf der Terrasse seines Wohnhauses in der Nähe von Kassel gefunden. Kurz darauf starb er im Krankenhau­s. Einen Tag später wurde eine Sonderkomm­ission eingericht­et. Am 15. Juni wurde Stephan E. festgenomm­en und einen Tag später verhaftet. (dpa)

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