Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Im Jagdschlösschen am Rennsteig keimt Hoffnung
Investor aus Wartburgkreis möchte die „Hohe Sonne“bei Eisenach vor dem weiteren Verfall retten
Eisenach. Ein Hoffnungsschimmer zeigt sich am Rennsteig über der „Hohen Sonne“. Für das markante Gebäudeensemble und den nebenstehenden Marstall keimt neue Hoffnung. Der bisherige Eigentümer, der sich nicht um die seit der Wende leer stehenden Gebäude kümmerte, hat sich endlich von seinem Besitz getrennt. „Wir haben die Hohe Sonne im Dezember letzten Jahres von den Schweizern gekauft“, erzählt Dirk Bodes, Geschäftsführender Gesellschafter der „rebo consult ingenieursgesellschaft“mit Sitz in Unterbreizbach. Über die Kaufsumme vereinbarten beide Seiten Stillschweigen.
An einen Abriss denkt Dirk Bodes keinesfalls: „Wir wollen den Um- und Ausbau – wir wollen das Denkmal schützen – das ist unser Ziel.“In einem ersten Schritt möchte er den nebenstehenden Marstall in eine Erholungsund Wandergaststätte verwandeln. Die Vorplanungsphase laufe jetzt an. Ein Eisenacher Architekturbüro wurde mit der Planung beauftragt. „Es gibt noch viel Klärungsbedarf mit den Ämtern und wir wollen schnellstmöglich den Bauantrag stellen“, fährt der Investor fort.
Geplant ist eine Innen- und Außenbewirtschaftung mit einer Sitzplatzkapazität von rund 100 Plätzen im Innenbereich. Der Imbiss-pächter werde am Parkplatz seinen Biergarten unverändert weiter betreiben.
Auch wenn Dirk Bodes den Umbau des Marstalls „recht schnell umsetzen“will, rechnet er aber nicht mehr mit einem Baubeginn in diesem Jahr. Die Sanierung der „Hohen Sonne“werde erst nach der Fertigstellung des Marstall-projektes in Angriff genommen. „Wir wollen es als Garni- und Veranstaltungs-hotel für Feste und Hochzeiten umbauen“, beschreibt Ingenieur Dirk Bodes seine Pläne. Zunächst müsse eine Untersuchung genauen Aufschluss über den Bauzustand des Schlösschens geben, danach gehe es in die Planungsphase. „Wir sind gerade in der Vorstudie“, sagt Dirk
Bodes, der weiß, dass die Schäden nicht unerheblich sind. Lange war das Gebäude ungeschützt Wind und Wetter ausgesetzt. „Ich fahre seit 25 Jahren über die Hohe Sonne und fand es immer schade um das Gebäude“, spricht Dirk Bodes über seine Beweggründe, sich dem Schlossensemble anzunehmen.
Problematisch dürfte die Abwasserbeseitigung werden, da kein Kanalanschluss existiert. „Es ist noch nicht geklärt, wie es passiert – auf jeden Fall ist ein Kanal bis ins Mariental viel zu teuer“, betont der Investor. Eine vollbiologische Kläranlage oder eine abflusslose Grube zeichnen sich als Alternativen ab.
Schon vor der Wende bekamen durstige Wandersmänner im Jagdschloss „Hohe Sonne“keine Durstlöscher mehr.
Die Ddr-handelsorganisation HO stellte 1985 den Betrieb des beliebten Ausfluglokales direkt am Rennsteig ein. Bemühungen, die „Hohe Sonne“wieder flott zu machen, wurden zum Ende der DDR und auch zu Beginn der 1990er-jahre mehr oder weniger lieblos in Angriff genommen. Bereits zu dieser
Zeit befand sich das Schlossensemble in einem traurigen Zustand, berichtete der inzwischen verstorbene Eisenacher Historiker Gerd Bergmann in einem 1996 veröffentlichten Zeitungsartikel.
Im Jahr 2005 habe ein Mann aus Philippsthal die ‚Hohe Sonne“verkauft. Der damalige Käufer, ein Geschäftsmann aus der Schweizer Kleinstadt Glattbrugg, soll nie eine Genehmigung für den Abriss des Jagdschlosses und den Neubau eines Tagungshotels aus Glas und Stahl erhalten haben.
Ungeschützt in Wind und Wetter