Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Im Jagdschlös­schen am Rennsteig keimt Hoffnung

Investor aus Wartburgkr­eis möchte die „Hohe Sonne“bei Eisenach vor dem weiteren Verfall retten

- VON NORMAN MEIßNER

Eisenach. Ein Hoffnungss­chimmer zeigt sich am Rennsteig über der „Hohen Sonne“. Für das markante Gebäudeens­emble und den nebenstehe­nden Marstall keimt neue Hoffnung. Der bisherige Eigentümer, der sich nicht um die seit der Wende leer stehenden Gebäude kümmerte, hat sich endlich von seinem Besitz getrennt. „Wir haben die Hohe Sonne im Dezember letzten Jahres von den Schweizern gekauft“, erzählt Dirk Bodes, Geschäftsf­ührender Gesellscha­fter der „rebo consult ingenieurs­gesellscha­ft“mit Sitz in Unterbreiz­bach. Über die Kaufsumme vereinbart­en beide Seiten Stillschwe­igen.

An einen Abriss denkt Dirk Bodes keinesfall­s: „Wir wollen den Um- und Ausbau – wir wollen das Denkmal schützen – das ist unser Ziel.“In einem ersten Schritt möchte er den nebenstehe­nden Marstall in eine Erholungsu­nd Wandergast­stätte verwandeln. Die Vorplanung­sphase laufe jetzt an. Ein Eisenacher Architektu­rbüro wurde mit der Planung beauftragt. „Es gibt noch viel Klärungsbe­darf mit den Ämtern und wir wollen schnellstm­öglich den Bauantrag stellen“, fährt der Investor fort.

Geplant ist eine Innen- und Außenbewir­tschaftung mit einer Sitzplatzk­apazität von rund 100 Plätzen im Innenberei­ch. Der Imbiss-pächter werde am Parkplatz seinen Biergarten unveränder­t weiter betreiben.

Auch wenn Dirk Bodes den Umbau des Marstalls „recht schnell umsetzen“will, rechnet er aber nicht mehr mit einem Baubeginn in diesem Jahr. Die Sanierung der „Hohen Sonne“werde erst nach der Fertigstel­lung des Marstall-projektes in Angriff genommen. „Wir wollen es als Garni- und Veranstalt­ungs-hotel für Feste und Hochzeiten umbauen“, beschreibt Ingenieur Dirk Bodes seine Pläne. Zunächst müsse eine Untersuchu­ng genauen Aufschluss über den Bauzustand des Schlössche­ns geben, danach gehe es in die Planungsph­ase. „Wir sind gerade in der Vorstudie“, sagt Dirk

Bodes, der weiß, dass die Schäden nicht unerheblic­h sind. Lange war das Gebäude ungeschütz­t Wind und Wetter ausgesetzt. „Ich fahre seit 25 Jahren über die Hohe Sonne und fand es immer schade um das Gebäude“, spricht Dirk Bodes über seine Beweggründ­e, sich dem Schlossens­emble anzunehmen.

Problemati­sch dürfte die Abwasserbe­seitigung werden, da kein Kanalansch­luss existiert. „Es ist noch nicht geklärt, wie es passiert – auf jeden Fall ist ein Kanal bis ins Mariental viel zu teuer“, betont der Investor. Eine vollbiolog­ische Kläranlage oder eine abflusslos­e Grube zeichnen sich als Alternativ­en ab.

Schon vor der Wende bekamen durstige Wandersmän­ner im Jagdschlos­s „Hohe Sonne“keine Durstlösch­er mehr.

Die Ddr-handelsorg­anisation HO stellte 1985 den Betrieb des beliebten Ausfluglok­ales direkt am Rennsteig ein. Bemühungen, die „Hohe Sonne“wieder flott zu machen, wurden zum Ende der DDR und auch zu Beginn der 1990er-jahre mehr oder weniger lieblos in Angriff genommen. Bereits zu dieser

Zeit befand sich das Schlossens­emble in einem traurigen Zustand, berichtete der inzwischen verstorben­e Eisenacher Historiker Gerd Bergmann in einem 1996 veröffentl­ichten Zeitungsar­tikel.

Im Jahr 2005 habe ein Mann aus Philippsth­al die ‚Hohe Sonne“verkauft. Der damalige Käufer, ein Geschäftsm­ann aus der Schweizer Kleinstadt Glattbrugg, soll nie eine Genehmigun­g für den Abriss des Jagdschlos­ses und den Neubau eines Tagungshot­els aus Glas und Stahl erhalten haben.

Ungeschütz­t in Wind und Wetter

 ?? FOTO: NORMAN MEIßNER ?? Auch der große Saal im Gebäudekom­plex Jagdschlos­s „Hohe Sonne“bietet einen traurigen Anblick.
FOTO: NORMAN MEIßNER Auch der große Saal im Gebäudekom­plex Jagdschlos­s „Hohe Sonne“bietet einen traurigen Anblick.

Newspapers in German

Newspapers from Germany