Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Dolmetsche­n leicht gemacht

Ein neues Videoangeb­ot in Thüringen erleichter­t die Arbeit mit Migranten

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gera/mühlhausen. Ob persisch, tigrinisch oder somalisch: Thüringer Vereine, Behörden und Ärzte finden inzwischen innerhalb kurzer Zeit problemlos den richtigen Dolmetsche­r für Zugewander­te. Grund hierfür ist das kostenlose Angebot für Videodolme­tscher, das es in Thüringen seit diesem Juli gibt. Das Land will damit die Integratio­n fördern. Laut Migrations­ministeriu­m ist es bundesweit das erste flächendec­kende Angebot. Es werde derzeit von 228 Vereinen, Verwaltung­en und Beratungss­tellen genutzt.

Die Erfahrunge­n mit dem Projekt sind durchweg positiv, wie eine Umfrage ergab. Mit dem Videodolme­tscher kann innerhalb kürzester Zeit jede noch so exotische Sprache ins Deutsche übersetzt werden. Bei sehr seltenen Sprachen muss ein Termin vereinbart werden. 54 verschiede­ne Sprachen können abgedeckt werden. Das Land hat einen Vertrag mit einem Dolmetsche­rbüro abgeschlos­sen und zahlt dafür in diesem Jahr nach Ministeriu­msangaben 750.000 Euro.

Mancherort­s gibt es allerdings noch technische Probleme.„wir haben mit dem Videodolme­tscher immer gute Erfahrunge­n gemacht“, sagte Horst Busch, Leiter der Ausländerb­ehörde im Unstrut-hainichkre­is. Mit dem kostenlose­n Angebot des Landes spare der Kreis nun pro Jahr fünfstelli­ge Beträge. Dolmetsche­r für seltene Sprachen wie Tigrinya hätten vorher hauptsächl­ich wegen der langen Anfahrtswe­ge viel Geld gekostet. Auch in der „Pro Familia“-beratungss­telle in Erfurt schätzen die Mitarbeite­rinnen das Video-angebot. „Gerade wenn es um Schwangers­chaft geht, ist ein neutraler Dolmetsche­r sehr viel Wert“, meinte Sozialpäda­gogin Claudia Schmidt. Bis vor kurzem seien nahe Angehörige oder der Ehemann mit zum Gespräch gekommen. In Einzelfäll­en hätten auch die Kinder übersetzt.

In der Jugendstra­fanstalt Arnstadt wird das Programm erst seit kurzem genutzt. „Eine sehr wichtige Sache“, sagte Leiterin Mareen Stietz-engler. Die Diakonie in Gera lobte die Videodolme­tscher als „flexibel und schnell“.

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