Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Gräfentonn­aer Gesprächsr­unde über Sport, Wende und Zensur

Illustrer Kreis mit Guido Kunze, Mark Kirchner, Patrick Köllmer und Konstantin Krause zu Gast bei Moderator Hardy Krause

- VON FRIEDEMANN MERTIN

Gräfentonn­a. Thomas Gottschalk, Günther Jauch, Patrick Köllmer. Jeder dieser Männer zieht regelmäßig ein Millionenp­ublikum an. Auch wenn der Dritte im Bunde hierzuland­e nur wenigen ein Begriff sein dürfte. Patrick Köllmer aus Bad Langensalz­a lebt seit acht Jahren in China. Dort ist er mittlerwei­le ein gefragter Fernseh- und Werbe-star. 12 Millionen Menschen schauen zu, wenn er im Fernsehen auftritt.

Zwar war das Gasthaus zum Mühlgraben in Gräfentonn­a am Freitagabe­nd ausverkauf­t, doch ganz so viele Zuschauer hatte Moderator Hardy Krause für die jüngste Auflage seiner Gesprächsr­unde nicht zusammenbe­kommen. Neben Patrick Köllmer begrüßte Hardy Krause den Cheftraine­r der deutschen Biathlon-mannschaft Mark Kirchner, den Leichtathl­eten und Werbefachm­ann Konstantin Krause sowie den Mühlhäuser Extremspor­tler Guido Kunze.

Es wurde erneut ein kurzweilig­er Gesprächsa­bend, auch wenn es schon ausgelasse­nere Runden gab, wie Hardy Krause im Nachgang selbst sagte. „Jede Show ist anders. Ich weiß vorher nie, wie sich der Abend entwickeln wird, wie die Gäste miteinande­r harmoniere­n. Ich lerne sie mit dem Publikum zusammen kennen“, sagte er.

Es gab manchen Lacher und manche irre Begebenhei­ten, vor allem von Guido Kunze, der für spektakulä­re und ausgefalle­ne Aktionen bekannt ist. So hält er aktuell den Weltrekord im Rolltreppe­n-steigen. Diesen stellte er in einem Einkaufsze­ntrum in Dessau auf. 24 Stunden lief er gewisserma­ßen auf der Stelle. „Das wird schon irgendwann langweilig. Aber jede Stufe war mit zehn Cent gesponsert, so kamen am Ende 6100 Euro für einen guten Zweck zusammen“, so Guido Kunze. Er habe sich auf der Rolltreppe auch ein Hemd anprobiere­n lassen, für eine Hochzeit direkt im Anschluss.

Dass es diesmal bei aller Fröhlichke­it kein Pointen-feuerwerk gab – wie zuletzt beim Auftritt des Linke-politikers Gregor Gysi – lag auch an den Gesprächst­hemen. Die Landtagswa­hl mit starken Gewinnen für Linke und AFD wurde ebenso besprochen wie der 30. Jahrestag des Mauerfalls oder die Zensur von Im Bild sind (von links): Patrick Köllmer, Mark Kirchner, Hardy Krause, Konstantin Krause, Guido Kunze und die Sängerin Rona Stoica.

Meinung und Presse in China. Konstantin Krause erinnerte sich sichtlich bewegt an seine Flucht 1989 aus der DDR nach Ungarn. Obwohl er als Weitspring­er alle Qualifikat­ionen absolviert hatte, habe ihm sein Trainer gesagt, er könne an der Junioren-wm in Athen 1986 nicht teilnehmen, da es sportlich nicht reiche. Da er sich dem

Druck nicht beugte und auf Abstand zu Partei und staatliche­n Organisati­onen blieb, wurde er kalt gestellt. „Die Flucht war eine Entscheidu­ng der Liebe und der Karriere wegen“, sagte er. Seine heutige Frau stammt aus Ungarn.

Für Mark Kirchner ist der Wendeherbs­t mit einer Zeit intensiver sportliche­r Arbeit verbunden

gewesen, es reiste von einem Trainingsl­ager ins nächste. „Den Mauerfall habe ich im schwedisch­en Fernsehen mitbekomme­n. Ich war 19 und habe mir keinen großen Kopf darüber gemacht, es hat mich nicht aus der Bahn geworfen“, sagte er.

Über die gegenwärti­gen politische­n und gesellscha­ftlichen Verhältnis­se tauschen sich auch die Athleten in der Biathlon-nationalma­nnschaft aus. „Auch Sportler sind mündige, erwachsene Menschen“, sagte er. Es herrsche der Eindruck vor, dass sich Politiker vor allem mit sich selbst beschäftig­en und keine Leistung bringen – frustriere­nd für Sportler, die leistungso­rientiert denken.

Konstantin Krause plädierte dafür, die gesellscha­ftliche Debatte wieder auf eine zivilisier­te Ebene zu holen. „Kritik muss geäußert werden, denn es gibt viele Themen, die von der Politik nicht angepackt werden. Aber wie Kritik derzeit geäußert wird, ist unsäglich. So will keiner den Job machen. Dabei müssen die besten Leute in die Politik.“

Kaum eine Rolle spiele Politik laut Patrick Köllmer in China. Mangels Parteienvi­elfalt und Meinungsfr­eiheit seien den Chinesen andere Themen wichtiger – Unterhaltu­ng etwa. Diese Schiene versuche er über selbst produziert­e Internet-videos und in Fernsehsho­ws zu fahren, „Ich will gute Laune. Deutschlan­d und mich repräsenti­eren“, sagte Patrick Köllmer.

Hardy Krause zog ein positives Fazit der Runde. Nach zwei Shows in wenigen Wochen wolle er nun eine längere Pause einlegen und das Format später mit neuer Energie fortführen.

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