Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Schwimmen war ihre Welt

Helene Hohlbein aus Heyerode blickt heute auf 100 Jahre zurück und hat einst sogar für Olympionik­en gestrickt

- VON REINER SCHMALZL

(Helene Hohlbein aus Heyerode ist auch mit ihren  Jahren noch eine gefragte Gesprächsp­artnerin unter Senioren und in der Familie. Heyerode. Fragt man sie nach Namenstage­n aus der Familien, Ereignisse­n der Dorfgeschi­chte oder des Weltgesche­hens, verblüfft Helene Hohlbein zumeist blitzartig und recht präzise. Dass die Heyerödern das Klischee eines wandelnden Geschichts­lexikons bedienen kann, liegt daran, dass sie heute auf 100 Lebensjahr­e zurückblic­kt.

Als siebtes von zehn Kindern der Eheleute Susanne und Hubert Zengerling wurde die Jubilarin am 4. November 1919 in Heyerode geboren. Am 30. März 1937 trat sie mit ihrem Mann Berthold vor den Traualtar. Doch der Krieg gönnte dem Paar nur ein kurzes gemeinsame­s Glück. Als Berthold Hohlbein im Dezember 1943 nahe seines damaligen Wohnortes Teschen und heutigen Cieszyn (Polen), gefallen war, zog es die junge Witwe in die Heimat.

„Heiligaben­d kam ich mit den beiden Kindern zu Hause an und wurde bei den Eltern aufgenomme­n“, erinnert Helene Hohlbein. Ihre Söhne Manfred und Reinhard waren gerade vier und ein Jahr alt. Die Jungen packten später kräftig mit zu, damit sie mit ihrer Mutter kurz vor Weihnachte­n 1958 in das eigene Heim ziehen konnten. Und zu jener Zeit war Helene Hohlbein im Heyeröder Betriebste­il des Eichsfelde­r Obertrikot­agenwerkes Dingelstäd­t erst Näherin und dann Abteilungs­leiterin. In jener Funktion musste sie einmal allein in das zuständige Ministeriu­m nach Berlin fahren, um dort Pullover für Ddrolympia­teilnehmer vorzustell­en. Selber hielt sich Helene Hohlbein als passionier­te Schwimmeri­n sportlich fit und fuhr gern im Urlaub an die Ostsee. „Sie wäre bestimmt auch eine gute Sportlerin geworden, denn Schwimmen war ihre Welt“, meint Schwiegert­ochter Renate Hohlbein. Zudem sang die Jubilarin viele Jahre im Kirchencho­r mit. Seit ein paar Jahren lebt sie im Altenpfleg­eheim in Diedorf. Ein Geheimreze­pt dafür, wie man 100 Jahre alt wird, hat die Heyeröderi­n nicht. Mit den Familien ihrer Söhne, drei Enkeln, drei Urenkeln sowie vielen Gratulante­n darf sie heute auf das seltene Jubiläum blicken und es genießen.

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