Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Brandner empört mit Judaslohn-satz
Rücktritt des Afd-politikers gefordert
Berlin/gera. Der Vorsitzende des Bundestags-rechtsausschusses, der Geraer Afd-politiker Stephan Brandner, hat die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Udo Lindenberg als einen „Judaslohn“bezeichnet – nun fordern CDU/ CSU, SPD, Linke, Grüne und FDP im Bundestag einhellig seinen Rücktritt. „Herr Brandner hat weder menschlich noch politisch die notwendige Eignung für den Vorsitz im Rechtsausschuss. Das hat er wiederholt unter Beweis gestellt“, teilte die stellvertretende Spd-fraktionsvorsitzende Eva Högl am Sonntag mit. Brandner missachte das Grundgesetz, die Demokratie, den Rechtsstaat und sei damit kein würdiger Repräsentant des Deutschen Bundestages. Brandner hatte über den 73-jährigen Rockmusiker, Schriftsteller und Maler Udo Lindenberg auf Twitter geschrieben: „Klar, warum der gegen uns sabbert/ sabbern muß “, dann erwähnt er das Anfang Oktober verliehene Bundesverdienstkreuz. Darunter setzte Brandner das Wort „Judaslohn“. Judaslohn nennt man eine Belohnung für einen Verrat. Die Redensart bezieht sich auf Judas, einen Jünger von Jesus, der nach allen vier Evangelien die Festnahme von Jesus in Jerusalem ermöglicht hat. Lindenberg schrieb zuvor auf Facebook zum Afd-wahlerfolg bei der Landtagswahl in Thüringen: „24 Prozent. Und viele sagen immer noch: Das wird sich niemals wiederholen – aber seht ihr denn nicht an den Häuserwänden dieselben alten neuen Parolen? Und die gleiche kalte Kotze (wie vor 80 Jahren) schwappt ihnen wieder aus dem Mund... “Über den Spitzenkandidaten Björn Höcke schrieb Lindenberg: „Ein echter Fascho, auferstanden aus Ruinen und den Nazis zugewandt.“Der stellvertretende rechtspolitische Sprecher von CDU/CSU, Janmarco Luczak, sprach von einer neuerlichen, ungeheuerlichen Entgleisung Brandners. „Er spielt ganz bewusst mit antisemitischen Begriffen, er grenzt aus und schürt Ressentiments“, erklärte er. Der Rechtsausschuss wache über Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und die Werte des Grundgesetzes. „Um das Amt des Vorsitzenden auszufüllen, bedarf es Würde und Anstand. Diese fehlen Brandner offenbar.“Er sei in dieser Funktion untragbar und müsse zurücktreten.