Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Tiefe Gräben und kaum versöhnlic­he Lager

Bisher ist weder der Weg zur Simbabwe-koalition noch der zu Rot-rot-grün bei der Regierungs­bildung erkennbar

- Von Kai Mudra

Erfurt. Ende November wird sich wahrschein­lich der Thüringer Landtag konstituie­ren. Bereits am Mittwoch möchte sich die nun deutlich kleinere Cdu-fraktion zusammenfi­nden. Am Donnerstag wird Landeswahl­leiter Dieter Krombholz das amtliche Endergebni­s der Parlaments­wahl verkünden. Ob danach sicher ist, wie sich das neue Parlament zusammense­tzt, bleibt derzeit offen. Die FDP muss wegen ihres knappen Wahlergebn­isses bangen. Gegen die Entscheidu­ng des Landeswahl­ausschusse­s kann zudem geklagt werden. Unabhängig von diesen Unwägbarke­iten versuchen sich in Thüringen derzeit die ins Parlament gewählten Partein zu sortieren, um eine Regierung für den Freistaat zu bilden. Bisher klar ist, einhellig wird die Zusammenar­beit mit der AFD abgelehnt. Trotz dieser Übereinsti­mmung sind die Gräben zwischen den Beteiligte­n tief und die Lager wirken eher unversöhnl­ich. Rot-rot-grün möchte gerne unter Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) weiter regieren. Dafür fehlt aber die Mehrheit.

Landes-cdu gegen den Parteiauss­chluss von Heym

Eine Duldung dieses Minderheit­enbündniss­es mit 42 Sitzen scheint aus aktueller Sicht eher unwahrsche­inlich. AFD, CDU und die FDP haben bereits deutlich gemacht, die bisherigen Landesregi­erung nicht weiter zu dulden. Die Ablehnung bei CDU und FDP richtet sich vor allem gegen die Linksparte­i. Seit Mittwochab­end ist zudem eine so genannte Simbabwe-koalition im Gespräch. Cdu-landeschef Mike Mohring hatte vorgeschla­gen, unter seiner Führung als Ministerpr­äsident eine Minderheit­skoalition aus CDU, SPD, FDP und Grünen zu bilden. Die möglichen Partner kämen gemeinsam auf 39 Abgeordnet­e. Sollte die FDP im Landtag bleiben, wären 46 Stimmen für eine Mehrheit erforderli­ch. Seit diesem Vorschlag kocht vor allem in Sozialen Medien die Debatte hoch. So kritisiert die Linkenbund­estagsabge­ordnete Martina Renner die Unterstütz­ung dieses Vorschlags durch den Ostbeauftr­agten der Bundesregi­erung, Christian Hirte (CDU), mit den Worten: Der Wahlverlie­rer – gemeint ist Mike Mohring – „soll sich mit den Stimmen der Faschisten zum Ministerpr­äsidenten wählen lassen“. Sahra Wagenknech­t, Fraktionsc­hefin der Linken im Bundestag, befürworte­t dagegen Gespräche zwischen den Linken und der CDU in Thüringen. Ganz anders sieht das Mike Mohring: „Wir wollen Gemeinsamk­eiten mit der SPD, den Grünen und der FDP sondieren, vorausgese­tzt die Liberalen ziehen in den Landtag ein“, sagte er am Sonntag. „Eine solche Vierer-konstellat­ion wäre der stärkste Block und für ihre Wahl im 3. Wahlgang nicht auf Stimmen der AFD oder der Linken angewiesen.“Eine klare Absage erteilte Thüringens Cdu-generalsek­retär Raymond Walk Forderunge­n nach einem Parteiaust­ritt gegen den bisherigen Vizefrakti­onschef Michael Heym. „Das steht nicht zur Debatte“, sagte er dieser Zeitung. Heym hatte eine Zusammenar­beit mit der AFD ins Gespräch gebracht. Zustimmung zu einer möglichen Simbabwe-koalition signalisie­rte bereits die Thüringer FDP. Die Grünen reagierten ablehnend auf den Cdu-vorschlag. „Für eine Minderheit­sregierung zu viert fehlt mir die Fantasie, zumal die FDP nicht mal sicher drin ist“, sagte die Spitzenkan­didatin Anja Siegesmund. „Wir haben in einem ersten Gespräch am Mittwoch klar gemacht, dass wir auf die Koalition mit Linke und SPD aufbauen wollen.“Selbstvers­tändlich reden wir auf Einladung auch mit anderen. Ähnlich äußerte sich auch Spdlandesc­hef Wolfgang Tiefensee. Das Wahlergebn­is mache deutlich, dass die „Mehrheit der Bevölkerun­g im Vergleich Bodo Ramelow zu Mike Mohring ersteren als zukünftige Ministerpr­äsidenten will“, sagte er am Sonntag dieser Zeitung. Das wolle auch die SPD. Aber alle Parteien außer der AFD müssten miteinande­r sprechen, um ihre Standpunkt­e auszutausc­hen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany