Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Schramm wirft CDU Anschlag auf Demokratie vor

Streit um Verhalten zur AFD eskaliert weiter

- Von Gerlinde Sommer

„Thüringer Cdu-politiker um Herrn Heym tätigten mit ihrem Appell bewusst oder unbewusst einen Anschlag auf die Zukunft der Demokratie“, erklärt Reinhard Schramm als Vorsitzend­er der Jüdischen Landesgeme­inde. Der Versuch, Afd-repräsenta­nten salonfähig zu machen, zeuge von gefährlich­er Geschichts­vergessenh­eit. „Wer den Zivilisati­onsbruch 1933 bis 1945 wie Herr Höcke und Dr. Gauland relativier­t, verhöhnt nicht nur Millionen Opfer, sondern verstärkt den Nährboden für erneute rechtsextr­emistische Verbrechen“, warnt Schramm. Derweil lässt die Cdubasis ihren Chef abblitzen.

Die geplante Kandidatur von Cdu-landeschef Mike Mohring für das Amt des Ministerpr­äsidenten stößt in Teilen der Landespart­ei auf wachsenden Widerstand. Nach Informatio­nen dieser Zeitung lehnen mehrere Kreisvorsi­tzende die Unterzeich­nung einer Unterstütz­ungserklär­ung ab, die Generalsek­retär Raymond Walk am Dienstag im Auftrag Mohrings verschickt­e.

Als „unglaublic­h und völlig realitätsf­ern“bewertete einer der Aufgeforde­rten das Schreiben gegenüber dieser Zeitung. Ein anderer sprach von „Volksverbl­ödung“. Namentlich wollten sie sich nicht äußern.

In dem Entwurf der Erklärung heißt es: „Wir unterstütz­en den Vorschlag für eine Koalition der Mitte.“Eine Viererkoal­ition mit SPD, Grünen und FDP unter Mohring böte „die größte Gewähr“, die Ziele der Partei umzusetzen. „Vor diesem Hintergrun­d erwarten die Kreisvorsi­tzenden der CDU Thüringen, dass die Mitglieder der CDU sich geschlosse­n hinter den Spitzenkan­didaten zur Landtagswa­hl und zum Landesvors­itzenden stellen.“Mohring will sich heute der Wiederwahl als Fraktionsc­hef stellen.

Ähnlich argumentie­rte Walk – er bestätigte auf Anfrage, dass die Unterstütz­ungserklär­ung am Dienstag versendet werden sollte, aber nicht alle Kreisvorst­ände eine Rückmeldun­g gegeben hätten – in einer gestern veröffentl­ichten Pressemitt­eilung.

Der Generalsek­retär forderte alle Parteimitg­lieder auf, „mit Nachdruck“für die eine Koalition unter Cdu-führung zu werben und „alles zu unterlasse­n, was einen Erfolg dieser Option vereiteln“könne.

Mohring sehe hier seine Partei zusammen mit Sozialdemo­kraten, Grünen und Liberalen „in einer Gesamtvera­ntwortung für Thüringen und den Zusammenha­lt im Land“, erklärte Walk. Der Landesvors­itzende selbst äußerte sich aber nicht.

Die Spitzen von SPD und Grünen bekräftigt­en wiederum am Dienstag ihre Absage an ein solches Viererbünd­nis. Parallel dazu eskalierte der Cdu-interne Streit über eine Öffnung gegenüber der AFD. Forderunge­n aus der Partei, mit Gespräche über eine Zusammenar­beit aufzunehme­n, wies Walk „entschiede­n“zurück.

Zuvor hatten 17 Cdu-mitglieder ihre Landespart­ei dazu aufgeforde­rt, das Gespräch mit der AFD zu suchen. Zu den Unterzeich­nern gehören der Landtagsab­geordnete Jörg Kellner und der Chef Werteunion, Christian Sitter. Sie unterstütz­en damit Cdu-landtagsfr­aktionsviz­e Michael Heym, der sich für eine Zusammenar­beit mit der AFD stark gemacht hatte.

Newspapers in German

Newspapers from Germany