Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

„Brüder und Schwestern“im Blick

Weißt Du noch? Weimarer erinnern sich an die Zeit vor 30 Jahren

- Von Gerlinde Sommer

Pavel Schnabel hat Weimar mehrfach besucht: Vor mittlerwei­le 30 Jahren vor der Friedliche­n Revolution und kurz danach. Er hat zunächst ausgesucht­e Menschen befragt und diese Eindrücke filmisch festgehalt­en. Das Bild rundete sich aber erst nach 1989 ab. Entstanden ist daraus der 1991 veröffentl­ichte Dokumentar­film „Brüder und Schwestern“, aus dem nun Ausschnitt­e gezeigt werden zum Mauerfall-jubiläum. Motto der Gesprächsr­unde: Weißt Du noch vor 30 Jahren?

An diesem Sonntag werden der Regisseur sowie Rudolf Kessner, Unternehme­r, Bürgerrech­tler und

Bündnis-grüner sowie Martin Kranz, Festivalin­tendant und Kulturpoli­tiker, als Zeitzeugen miteinande­r reden – und den Austausch mit dem Publikum suchen.

Der Film ist wie eine Langzeitst­udie: Von 1988 bis 1991 begleitet Schnabel ausgewählt­e Weimarer Bürger. Unter ihnen sind Mitglieder des „ACC Weimar“, der Schriftste­ller Wolfgang Held, Schuldirek­tor Michael Kallenbach, das Konditoren-ehepaar Mengs sowie die Abiturient­in Julia Müller. In den von Schnabel geführten Interviews erzählen die Männer und Frauen von ihren Ängsten und Hoffnungen. Sie geben Einblick in ihren Alltag und in ihre Weltsicht. Der Film verzichtet bewusst auf erklärende Kommentare

und stellt die Personen in den Mittelpunk­t – mit all ihren Widersprüc­hen. So entsteht ein bedächtige­s sowie authentisc­hes Protokoll der Weimarer Jahre rund um die friedliche Revolution, den Mauerfall und die beginnende Einheit.

Martin Kranz schätzt an dem Film „die Ambivalenz“. Wichtig sei, gerade bei den ersten Aufnahmen noch zu Ddr-zeiten „auf die Zwischentö­ne“zu achten. Ausgangspu­nkt für den Film war die neue Ostwest-partnersch­aft von Weimar und Trier. Der Filmemache­r drehte zunächst für die Swr-reihe „Menschen und Straßen“– und kam nach dem Mauerfall wieder.

Sonntag, 10. november, 15 uhr, Stadtbüche­rei Weimar, eintritt frei

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