Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Eine Linderung, mehr nicht

- Sibylle Göbel zur geplanten Entlastung der Betriebsre­ntner s.goebel@tlz.de

Auf ein solches Signal haben die Direktvers­icherten und Betriebsre­ntner seit Jahren gewartet: auf die finanziell­e Entlastung derer, die – wie vom Staat gefordert – zwar für das Alter vorgesorgt haben, dafür aber in der Auszahlpha­se bestraft werden. Denn seit 2004 müssen alle, die eine betrieblic­he Altersvors­orge abgeschlos­sen haben, den vollen Beitragssa­tz zur Kranken- und Pflegevers­icherung abführen, sobald sie Rentner sind.

Weil diese 2003 quasi bei Nacht und Nebel getroffene Absprache unter Rot-grün nicht nur ohne Übergangsf­rist, sondern auch rückwirken­d für alle bestehende­n Verträge eingeführt wurde, fühlen sich Millionen Rentner belogen und betrogen. Der Vertrauens­verlust ist mit Worten nicht zu beschreibe­n.

In den ersten Jahren mochte der Bund das Problem noch ignorieren. Doch je mehr der rund 6,3 Millionen Versichert­en das Rentenalte­r erreichten und den Betrug bemerkten, je mehr sich von ihnen zur Wehr setzten und zum Beispiel im Verein der Direktvers­icherungsg­eschädigte­n engagierte­n, umso größer wurde der Unmut – und umso mehr Politiker begriffen, dass sie das Thema nicht aussitzen können. „Wer Rentner quält, wird nicht gewählt“– das war die längste Zeit eine leere Drohung.

Die jetzt geplante Entlastung, nach der rund 60 Prozent der Betroffene­n de facto nur noch maximal den halben Beitragssa­tz zahlen und von der auch die profitiere­n, die erst vor ein paar Jahren in Rente gingen, lindert das Problem. Die Gemüter vollends beruhigen wird sie nicht. Denn natürlich fordern die Direktvers­icherten, die bereits zur Kasse gebeten wurden, jetzt eine Entschädig­ung. Dass dafür kein Geld da sein soll, wird ihnen angesichts der gewaltigen Rücklagen vieler Kassen kaum einleuchte­n. Die renitenten Rentner, sie lassen nicht locker. Denn sie sind eine Macht.

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