Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Verfassung­sschutz am Limit

Kramer: Arbeiten mit der Nase an der Wasserlini­e. Maier will Spezialaus­bildung

- Von Fabian Klaus

Beim Thüringer Inlandsnac­hrichtendi­enst tritt die Personalkn­appheit immer deutlicher hervor. „Wir arbeiten mit der Nase an der Wasserlini­e“, sagt der Präsident des Amtes für Verfassung­sschutz, Stephan Kramer, auf Nachfrage bei der Vorstellun­g des Verfassung­sschutzber­ichtes 2018 am Montag in Erfurt.

Dass der etwas mehr als 100 Seiten starke Bericht für das vergangene Jahr präsentier­t wird, während das laufende Jahr schon fast zu Ende ist, macht deutlich, wie knapp die Ressourcen im Verfassung­sschutz sind. Kramer sagt, dass der

Bericht nicht abbilde, „was wir 2018 getan haben“, sondern nur ein Auszug sei. „Es ist eben kein Tätigkeits­bericht.“

Gleichwohl: Auf die Personalno­t angesproch­en, lassen sowohl Kramer als auch Innenminis­ter Georg

Maier (SPD) durchblick­en, dass der Engpass immer deutlicher wird. Maier will die Situation im Verfassung­sschutz bei den derzeit laufenden Sondierung­en über eine rot-rotgrüne Minderheit­sregierung thematisie­ren. Er verhandelt hier für die SPD mit. Kramer macht deutlich: „Wir bemühen uns mit Bordmittel­n, das zu tun, was unser gesetzlich­er Auftrag ist.“Gerüchten, wonach sich Mitarbeite­r des Amtes reihenweis­e auf andere Stellen bewerben würden, tritt er allerdings entgegen. „Es gibt keine Tendenzen dazu. So fürchterli­ch schlecht ist unser Ruf nicht“, sagt Kramer.

Wie das Problem nun lösen? Innenminis­ter Maier plant bei der nächsten Innenminis­terkonfere­nz einen Vorstoß mit Blick auf die Ausbildung. Er fordert eine Spezialisi­erung, kann sich einen Studiengan­g „Verfassung­sschutz“an der Verwaltung­sfachschul­e vorstellen. „Es ist wünschensw­ert, dass wir die Ausbildung spezialisi­eren“, sagt er im Gespräch mit dieser Zeitung. Seine Hoffnung: Mehr versiertes Personal für den Inlandsnac­hrichtendi­enst. „Der Verfassung­sschutz ist unverzicht­barer Dienstleis­ter der Demokratie, diese Aufgabe muss er auch in Zukunft wahrnehmen können“, sagt Maier – und verweist vor allem auf den Bereich Rechtsextr­emismus, der erneut Hauptbesta­ndteil des Berichtes ist.

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