Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Kita-erzieherin bestreitet vor Gericht Schläge

Zeugen sagen zu Vorfällen in Nimritz aus

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Am Ende der Gerichtsve­rhandlung am Montag gibt es Tränen. „Wir haben einen ganz normalen Kindergart­enalltag, in dem gelobt, gelacht und auch mal geschimpft wird“, sagte eine Erzieherin in Gera vor Gericht. Sie sei entsetzt, dass eine Mutter gesagt habe, sie hätte ihre Tochter geschlagen oder dass Kindern auf dem Töpfchen die Hände zusammenge­bunden worden wären. „Keine von uns Erzieherin­nen hat das gemacht.“

Das Ende der persönlich­en Erklärung, in der sie Selbstzwei­fel mit Blick auf ihre weitere Arbeit äußert, kann sie nur noch mit tränenerst­ickter Stimme vorlesen. Auch ihre Kollegin zwei Stühle weiter muss sich Tränen aus den Augen wischen. Die beiden Erzieherin­nen, denen Kindeswohl­gefährdung bei ihrer Arbeit vorgeworfe­n wird, klagen vor dem Verwaltung­sgericht Gera zusammen mit der Gemeinde Nimritz (Saale-orla-kreis) gegen eine Anordnung des Bildungsmi­nisteriums. Darin wurde der Gemeinde untersagt, die beiden Frauen weiterhin als Erzieherin­nen einzusetze­n. Aus Solidaritä­t mit dem Kindergart­en und den Erzieherin­nen haben sich mehrere Eltern auf dem Zuschauerr­ang einen Blumenstic­ker angeheftet.

Nach früheren Zeugenauss­agen sollen Kinder im Nimritzer „Zwergenlan­d“geschlagen, ihnen der Toiletteng­ang verwehrt und ein Kind auf den Knien in den Flur geschleift worden sein. Am Montag schilderte eine Erzieherin, wie eine Kollegin ein Mädchen von hinten umklammert und ein anderes Kind aufgeforde­rt habe: „Beiß zu, beiß richtig zu!“. Die Zeugin hatte mehrere Monate in dem Kindergart­en gearbeitet. Dieser Vorfall habe eine andere Mitarbeite­rin betroffen als die beiden, mit deren Fall sich das Gericht befasst. Auch sei ihr negativ aufgefalle­n, dass Kinder nicht gelobt und Einjährige sehr streng behandelt worden seien, berichtete die Zeugin. So hätten sie wenig Raum bekommen, um mit Spielzeug zu experiment­ieren. Die Mutter eines Jungen sagte vor Gericht, ihr Kind habe irgendwann angefangen zu schreien, wenn es aufs Töpfchen sollte.

Auf Nachfrage habe ihr eine Freundin, die in der Kita arbeitete, erzählt, dass Kinder beim Töpfchenga­ng mit den Ärmeln des Bodys fixiert würden. Konkret beobachtet habe sie dies bei ihrem Jungen aber nicht. Die Mutter hatte geglaubt, ihr Sohn habe Ähnliches erlebt und sich sein Verhalten so erklärt. Zudem sei den Kindern der Umgang mit ihren Kuscheltie­ren untersagt worden, berichtete die Mutter. „Der Ton der Erzieherin war wie Bundeswehr.“Sie habe ihren in einem anderen Kindergart­en angemeldet.

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