Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Aufbruch: So erlebten Eschweger den Mauerfall

Vor 30 Jahren öffn ete sich auch bei Katharin en berg der Gren zübergan g zwischen DDR un d BRD. Wie die Hessen heute über diesen Tag den ken , brin gt Alexan der Volkman n (Text un d Fotos) in Erfahrun g

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Lothar Quanz (70), Rentner aus Eschwege:

Als die Grenzen offen waren, war ich viel unterwegs in Thüringen, in Großbursch­la, Niederdorl­a, Mühlhausen. Ich erinnere mich an Blasmusik, die überall bei den Feierlichk­eiten gespielt wurde. Es war eine ausgelasse­ne Zeit. Später gab es auch viele Enttäuschu­ngen bei Menschen im Osten. Aber es ist ein Wunder, dass die Revolution ohne Blutvergie­ßen stattfand. Ich bin stolz darauf, dass ich beim Aufbau der SPD in Mühlhausen helfen konnte. Das war politische Aufbauarbe­it.

Angelika Knapp-lohkemper (72), Seniorin aus Eschwege:

Wir lebten Mitten in der Stadt. Am Morgen nach der Grenzöffnu­ng, um halb acht, standen bereits hunderte Menschen vor dem Eschweger Rathaus, um ihr Begrüßungs­geld abzuholen. Wir waren eine verschlafe­ne Kleinstadt, deren Geschäfte samstags um 13 Uhr schlossen. Das hat sich in den ersten Jahren geändert, viele Menschen aus dem Osten kamen. Die Grenzöffnu­ng war auch Wirtschaft­sförderung. Eine Woche danach liefen wir von Wanfried nach Treffurt.

Ralf Germerodt (56), Polizeihau­ptkommissa­r bei der Bundespoli­zei aus Eschwege:

Ich war damals beim Bundesgren­zschutz. Kurz nach dem Mauerfall war ich auf Grenzstrei­fe bei Lindewerra. Als wird die vielen Menschen am Metallgitt­erzaun sahen, haben wir die Streife abgebroche­n und sind dorthin. Außer dass man sich gegenseiti­g fotografie­rte, hatten wir nie Kontakt zu Ddr-grenzern. Das änderte sich schlagarti­g. Es war für mich eine sehr emotionale Zeit, da meine Eltern 1952 aus der DDR flüchteten.

Jochen Grüning (56), Lichtplane­r aus Eschwege:

Vor 30 Jahren wurden wir am Übergang Katharinen­berg täglich von Ddr-grenzern gefilzt. Meine Firma hatte eine der ersten Handelsgen­ehmigungen vom Mühlhausen zum Verkauf von Elektroger­äten bekommen. Wir sollten nach Mühlhausen kommen. Verkauft wurde für DDR-MARK, die ich auf einem Konto der Ddr-staatsbank am Untermarkt einzahlen musste. Bargeld durfte nicht ausgeführt werden. Es war ein Risiko, ob ich das Geld jemals bekommen würde.

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