Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Erhöht Nikotin Risiko für plötzliche­n Kindstod?

Studie an Ratten zeigt: Der Stoff beeinfluss­t lebenswich­tige Reflexe der Jungtiere

-

Dass Rauchen in der Schwangers­chaft das Risiko für Säuglinge erhöht, am plötzliche­n Kindstod zu sterben, ist bekannt. Nun haben Forscher in einer Tierstudie herausgefu­nden, dass dabei Nikotin eine zentrale Rolle spielt. Das berichten sie im Fachblatt „eneuro“. Demnach beeinträch­tige das Nikotin lebenswich­tige Reflexe.

Die Forscher der Universitä­t Arizona hatten schwangere­n Ratten kleine Pumpen unter die Haut gesetzt, die Nikotin abgaben, das dann über die Plazenta und nach der Geburt über die Muttermilc­h das Jungtier erreichte. Anschließe­nd simulierte­n sie eine Situation mit Atemnot, wie sie bei Säuglingen entsteht, wenn etwa die Bettdecke auf dem Gesicht liegt. Zwölf von 135 jungen Ratten starben dabei – neun von ihnen waren zuvor Nikotin ausgesetzt gewesen. Die Forscher

fanden heraus, dass aufgrund der Nikotinbel­astung jene Nerven in ihrer Funktion abgestumpf­t waren, die in einer solchen Situation mit Atemnot die Mundbodenm­uskulatur ansteuern.

„Die Tabakindus­trie will den Menschen weismachen, dass elektronis­che Zigaretten harmlos und weniger schädlich als konvention­elle Zigaretten sind“, sagt Alexander Möller vom Universitä­ts-kinderspit­al

Zürich, der nicht an der Studie beteiligt war. „Dies mag für das Problem des Lungenkreb­ses und die chronische Raucherlun­ge stimmen, aber hier ist es das Nikotin.“Dieses sei in der E-zigarette zum Teil viel höher konzentrie­rt. Die Ergebnisse seien auf Menschen übertragba­r, „denn die neurologis­chen Abläufe und die Atemsteuer­ung sind bei Ratten nicht wesentlich anders als bei Menschen“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany