Bad Langensalzaer dirigiert Fallschirmspringer zum Weltrekord
Dieter Kirsch organisiert in den USA eine 130 Springer große Formation und springt auch selbst mit
Der 60-jährige Bad Langensalzaer Dieter Kirsch ist Weltrekordler und Weltrekord-trainer in einem. Wie schon 2014 organisierte er in den USA den Weltrekordversuch für die Fallschirmspringer. Waren es vor fünf Jahren 202 Springer, so bekam er in diesem Jahr 130 zusammen aus 26 Nationen zwischen Mexiko und Weißrussland. „Wir wollten mit den Besten der Welt springen.“Darunter waren auch elf deutsche Springer und mit Kirsch auch ein Thüringer.
Ein Jahr Vorbereitungszeit hat sich jetzt bezahlt gemacht. Kirsch, der den Weltrekordversuch gemeinsam mit zwei Springer-kollegen aus England und aus Frankreich geplant hat, entwickelte den Masterplan: Wer steigt in welches der sechs Flugzeuge? Wer steht dort wo? Wer fliegt auf welchen Platz in der Formation? Und schließlich auch: Wer bewegt sich wohin, wenn sich der Fallschirm öffnet?
Der Rekord klappte beim ersten Versuch. „Der Weltverband hat die Regeln für Weltrekorde verschärft. Anders als noch 2014 müssen nun alle an der Formation Beteiligten zu einem bestimmten Zeitpunkt frei fliegen.“Deshalb auch liegt diesmal die Springerzahl unter der von vor fünf Jahren.
Eine Woche lang trainierten die 92 Männer und 38 Frauen in Kalifornien – vor allem auf dem Trockenen, wo die Springer, unterteilt in acht Gruppen, simuliert haben, wer wann welchen Platz einnimmt.
Dass man für solche extremen Formationsflüge die USA als Wettkampfort wählt, habe gleich mehrere Gründe: Zum einen gibt es nirgendwo auf der Welt mehr Fallschirmspringer als dort, zum anderen stehen genügend auch preisgünstige Flugzeuge zur Verfügung, und zum dritten sind die Wetterbedingungen optimal.
Planung für nächsten Sprung laufen
Bis auf 5500 Meter wurden die Springer in die Höhe geflogen, etwa in einer Höhe von 2600 Meter sei die Formation fertig geflogen gewesen – nach 60 Sekunden in der Luft. Für das kommende Jahr, wohl im Oktober, plant Kirsch den Sprung einer deutschen Großformation mit mindestens 200 Springern. Dafür soll es nach Arizona gehen. Bereits jetzt ist er dabei, die Mannschaft zusammenzustellen.
Auch da will Kirsch wieder mitspringen. „Eine Woche lang nur am Boden zu schauen und über einen Bildschirm alles zu kontrollieren, das ist mir zu langweilig“, begründet der 60-Jährige, der seit 1983 etwa 17.000 Sprünge absolviert hat. Ein Foto hatte ihn seinerzeit motiviert: das eines Mannes in den Momenten nach dem Sprung aus dem Flugzeug, das ihn „glücklich, entspannt und geerdet“zeigt. „Dieses Gefühl wollte ich erleben“, sagt der Diplom-sportlehrer, der in Köln an der Deutschen Sporthochschule studiert hat.
Trainiert wird derzeit – neben ein bisschen Athletik, Schwimmen und demnächst auch wieder Skilanglauf – in den Windtunneln von Berlin und München. Im Mittelpunkt steht dabei das Training der Achterund der Vierer-formationen. Mit Springer-kollegen aus Berlin,
Nürnberg, Freiburg/breisgau und Hamburg will er im kommenden Frühjahr bei den deutschen Meisterschaften im Windtunnel erfolgreich sein.
Bereits im März geht es zum Springen nach Florida. „Auf dem Flugplatz am Kindel bin ich mittlerweile immer seltener.“Kirsch hält sich selbst für einen strengen Trainer. „Ich mache mich auch schon mal unbeliebt, wenn ich verlange, dass beim Training und in der unmittelbaren Phase vor den Sprüngen das Handy nichts in den Händen des Sportlers zu suchen hat.“
Weltrekord in der Fallschirm-formation: 130 Springer aus 26 Nationen bildeten eine eindrucksvolle Figur – darunter Dieter Kirsch.
Die Kunst: Die Springer verlassen hintereinander das Flugzeug und finden dennoch alle in der Luft zusammen.
Vor jedem Sprung heißt es Üben und Absprachen treffen. Dieter Kirsch ist in seinem Element.