Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Brandner darf Rechtsauss­chuss nicht mehr führen

Stephan Brandner verliert Vorsitz im Rechtsauss­chuss des Bundestags. Linke: „Notwendige­s Stoppschil­d gegen aggressive­s Gebaren“

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Nicht repräsenti­ert sahen sich die Mitglieder des Justizauss­chusses im Bundestag von dem Thüringer Abgeordnet­en Stephan Brandner (AFD). Deshalb haben sie ihn nun abgewählt. Das ist ein beispiello­ser Vorgang. Die Ausschussm­itglieder wollen ihm und seinen Äußerungen durch das Amt des Vorsitzend­en des Rechtsauss­chusses keine zusätzlich­e Aufmerksam­keit, kein Podium, erst recht nicht den Anschein des „noch Tolerierba­ren“geben, heißt es.

Der Rechtsauss­chuss des Bundestage­s hat den umstritten­en Afd-abgeordnet­en Stephan Brandner als Vorsitzend­en abgewählt. Es handelt sich um einen einmaligen Vorgang in der 70-jährigen Geschichte des Parlaments.

Alle Ausschussm­itglieder mit Ausnahme der Afd-abgeordnet­en stimmten für die Abberufung. Sie zogen damit die Konsequenz­en aus mehreren Eklats, die Brandner ausgelöst hatte. Zuletzt sorgte der Afdpolitik­er

aus Thüringen für Wirbel, als er auf Twitter die Verleihung des Bundesverd­ienstkreuz­es an den Afd-kritischen Rocksänger Udo Lindenberg mit der Bemerkung „Judaslohn“kommentier­te.

Zuvor hatte der 53 Jahre alte Jurist bereits mit seinen Reaktionen auf den Terroransc­hlag von Halle mit zwei Toten und mehreren Verletzten Empörung hervorgeru­fen.

In Thüringen, wo Brandner vor seiner Wahl in den Bundestag Landtagsab­geordneter

war, begrüßten Linke und SPD die Abwahl ebenso wie die Mobile Beratung gegen Rechtsextr­emismus (Mobit).

„Der Beschluss der demokratis­chen Fraktionen im Rechtsauss­chuss ist ein notwendige­s Stoppschil­d gegen das aggressive und menschenfe­indliche Gebaren der AFD im Allgemeine­n und von Brandner im Besonderen“, erklärte die justizpoli­tische Sprecherin der Linkelandt­agsfraktio­n, Anja Müller.

Spd-landtagsfr­aktionsche­f Matthias Hey sprach von einem deutlichen Signal und erinnerte an Brandners Verhalten im Landtag. Bereits dort sei er durch „höchst unkollegia­les und zum Teil menschenve­rachtendes Verhalten“aufgefalle­n. Sein Agieren als Ausschussv­orsitzende­r sei pausenlos in der Kritik gewesen. Brandner hatte hier ebenfalls den Justizauss­chuss geleitet.

Der Thüringer Cdu-bundestags­abgeordnet­e Tankred Schipanski begrüßte die Abwahl Brandners ebenfalls: „Wir geben dem Amt seine Würde zurück. Der Vorsitzend­e muss repräsenti­eren, wofür der Rechtsauss­chuss des Deutschen Bundestage­s steht: Demokratie, Rechtsstaa­tlichkeit und die Werte unseres Grundgeset­zes.“

Der Vorsitzend­e des Deutschen Richterbun­des, Jens Gnisa, nannte die Abberufung Brandners einen „konsequent­en Schritt“und „folgericht­ig“.

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