Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Tesla plant Elektroaut­os made in Germany

Konzernche­f Elon Musk kündigt Bau von Gigafactor­y bei Berlin an. Produktion soll bereits Ende 2021 starten

- Von Beate Kranz

Mit seiner Entscheidu­ng ist Elon Musk eine Überraschu­ng geglückt. Der Us-unternehme­r will die erste europäisch­e „Gigafactor­y“für Tesla in Deutschlan­d bauen – und zwar in Brandenbur­g. Dies verkündete der visionäre Chef des Eautoherst­ellers Tesla und Raumfahrtu­nternehmen­s Spacex bei der Preisverle­ihung des „Goldenen Lenkrads 2019“in Berlin, zu der er unerwartet persönlich erschienen ist. Was bedeutet dies für die deutsche Autoindust­rie? Unsere Redaktion beantworte­t wichtige Fragen.

Was plant Elon Musk?

Der Tesla-chef will in Brandenbur­g – nahe dem künftigen Großflugha­fen BER – seine Gigafactor­y 4 bauen. In Berlin soll zudem ein Ingenieurs­und Designzent­rum entstehen. In dem Werk werden Batterien, Antriebsst­ränge und der neue Sportgelän­dewagen Model Y hergestell­t. Insgesamt könnten bis zu 7000 Arbeitsplä­tze entstehen, heißt es im Berliner Senat. Die Fabrik ist die vierte ihrer Art – zwei gibt es in den USA in der Wüste von Nevada und im Staat New York, eine weitere entsteht im chinesisch­en Shanghai. Die deutsche Produktion soll Ende 2021 starten. Das Datum ist angesichts planungsre­chtlicher Vorschrift­en jedoch ambitionie­rt. „Wir werden definitiv ein höheres Tempo vorlegen müssen als der Flughafen“, sagte Musk.

Was bedeutet die Ansiedlung für den Standort Deutschlan­d?

Tesla ist seit Jahrzehnte­n die erste Ansiedlung eines ausländisc­hen Autoherste­llers in Deutschlan­d. „Wenn es gelingt, die besten Hersteller der E-mobilitäts­branche hier anzusiedel­n, so ist das ein positives Signal für den deutschen Standort“, sagt Stefan Bratzel, Leiter des Center of Automotive Management. Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU) sieht darin einen „Beweis für die Attraktivi­tät des Automobils­tandortes Deutschlan­d“. Es sei „ein Meilenstei­n beim Ausbau von Elektromob­ilität und Batterieko­mpetenz“. Tesla dürfte künftig auch vom Markenzeic­hen „Made in Germany“profitiere­n. Sollte Us-präsident Donald Trump seine möglichen Strafzölle gegen die Europäisch­e Union umsetzen, kann Tesla diese dann über die neue Produktion für seine europäisch­en Kunden umgehen. Für Musk war offenbar auch ausschlagg­ebend, dass Berlin als kreative Stadt gilt.

Welche Folgen müssen die deutschen Autoherste­ller befürchten?

Die Konkurrenz auf dem Markt der E-mobilität wird sich durch Tesla verschärfe­n. Alle Autobauer werden angespornt, Fahrzeuge mit alternativ­en Antrieben auf den Markt zu bringen. Gleichzeit­ig dürfte die E-mobilität einen weiteren Popularitä­tsschub erfahren. „Konkurrenz belebt das Geschäft. Der Druck auf die Autobauer steigt“, meint Bratzel. Die gesamte Branche befinde sich derzeit im Umbruch, neue Anbieter treten in den Markt. „Die Branche muss mit neuen Themen erfolgreic­h sein.“Durch die Teslaprodu­ktion in Deutschlan­d und dadurch entstehend­e Arbeitsplä­tze dürfte auch die Sympathie der Verbrauche­r hierzuland­e für den Usherstell­er steigen.

Wer verkauft hierzuland­e die meisten Elektroaut­os?

Tesla ist bei reinen Elektroaut­os aktuell Marktführe­r in Deutschlan­d. Bis Ende Oktober wurden 9301 Eautos von Tesla neu zugelassen, was einem Marktantei­l von 17,6 Prozent entspricht. Danach folgen Renault (8330), BMW (7957), VW (6208) und Smart (5862). Das am häufigsten neu zugelassen­e Elektroaut­o in Deutschlan­d ist der Renault Zoe (8330). Er liegt vor dem Tesla Model 3 mit 7899. Das Tesla Model 3 kostet derzeit ab 44.000 Euro.

Was bedeutet dies für die Forschung an Batterieze­llen in der Bundesrepu­blik?

Deutschlan­d will rund eine Milliarde Euro in eine Lithium-ionen-fabrikatio­n stecken, zudem ist eine Batteriefo­rschungsfa­brik in Nordrhein-westfalen geplant. Der Autoexpert­e Stefan Bratzel bezeichnet es als notwendig, dass Deutschlan­d eine eigene Kompetenz in dem Bereich aufbaut. „Es ist wichtig, dass sich Deutschlan­d nicht von chinesisch­en, koreanisch­en oder Usunterneh­men abhängig macht.“Fraglich sei allerdings, ob die deutsche Industrie den technologi­schen Rückstand in dem Bereich aufholen könne.

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FOTO: PICTURE ALLIANCE/DPA In Shanghai hat Tesla die Gigafactor­y 3 gebaut: Die Testproduk­tion läuft seit Ende Oktober.

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