Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Manager-gehälter sollen begrenzt werden

Die Bundesregi­erung will das Gehalt von Vorständen deckeln. Aktionäre sollen mehr Mitsprache­recht erhalten

- Von Tobias Kisling

3,66 Millionen Euro verdiente der Vorstandsv­orsitzende der Deutschen Post, Frank Appel, im vergangene­n Jahr laut der Vorstandsv­ergütungss­tudie der Deutschen Schutzvere­inigung für Wertpapier­besitz (DSW). Bei keinem anderen der 30 Dax-unternehme­n ist die Diskrepanz zwischen dem Gehalt des Vorstandsv­orsitzende­n und dem Durchschni­ttsgehalt der Mitarbeite­r größer.

Laut der Hans-böckler-stiftung verdient der Post-chef das 232-Fache eines durchschni­ttlichen Postmitarb­eiters. Ist das angemessen? Mit dieser Frage sollen sich Aktionäre künftig stärker auseinande­rsetzen können. Denn die Bundesregi­erung will am heutigen Donnerstag im Bundestag ein Gesetz verabschie­den, das es ermöglicht, Gehälter von Vorstandsm­itgliedern zu deckeln.

Der Aufsichtsr­at soll demnach eine Obergrenze für die Gehälter der Vorstände bestimmen. Wenn die Aktionäre diese für unangemess­en halten, können sie auf der Hauptversa­mmlung per Abstimmung die Grenze weiter senken. Eine Korrektur nach oben wird jedoch nicht möglich sein. „Dies ist ein wichtiger Beitrag in der Diskussion um die Höhe der Managerver­gütung“, sagte die rechtspoli­tische Sprecherin der Cdu/csu-bundestags­fraktion, Elisabeth Winkelmeie­r-becker, unserer Redaktion.

Laut der Rechtsexpe­rtin der Union müssten Aktionäre die Gelegenhei­t haben, unangemess­enen

Vergütunge­n eine Grenze zu setzen. Zudem könnten sie ihre Kritik an Vorstandse­ntscheidun­gen „mit einer Absenkung der Vergütung zum Ausdruck“bringen, sagte Winkelmeie­r-becker.

Gesetz kommt mit fünfmonati­ger Verspätung

Die stellvertr­etende Vorsitzend­e der Spd-bundestags­fraktion, Eva Högl, wertete den Gesetzesen­twurf als „großen Erfolg der Koalition“. Tatsächlic­h hatten SPD und Union aber bis zuletzt hart darum gerungen, wie der Managerdec­kel konkret gestaltete­t werden könne. Die SPD wollte die Entscheidu­ng der Aktionäre auf der Hauptversa­mmlung nur als beratend und nicht als verpflicht­end festlegen.

Die Idee eines Deckels für Managergeh­älter ist nämlich keineswegs neu. Zum einen konnten Aufsichtsr­äte bisher ebenfalls Obergrenze­n vorlegen – die Grundlage bildete ein freiwillig­er Kodex, der Deutschen Corporate Governance Codex. Bis auf Beiersdorf, der Deutschen Bank und Fresenius Medical Care nutzen laut einer Auswertung der Beratungsg­esellschaf­t Hkp alle Dax-firmen diesen Kodex.

Zum anderen handelt es sich bei dem Gesetz um eine Umsetzung einer Aktionärsr­echte-richtlinie der Europäisch­en Union. Die EU hatte diese schon im Mai 2017 verabschie­det und den Mitgliedss­taaten bis Juni des aktuellen Jahres Zeit gelassen, diese Richtlinie in nationales Recht zu gießen. Deutschlan­d verfehlte die Frist allerdings und zieht nun mit fünfmonati­ger Verspätung nach.

Wenig abgewinnen kann dem Gesetz die FDP. Der wirtschaft­spolitisch­e Sprecher der Liberalen, Reinhard Houben, sagte: „Die Koalition traut sich nicht, den Aktionären die Möglichkei­t zu geben, über die Vorstandsg­ehälter zu bestimmen. Am Ende tragen aber die Aktionäre das Risiko – und sollten deshalb auch bestimmen dürfen.“Grundsätzl­ich hält der Fdp-politiker die Diskussion für „schwierig“: „Wenn ein Fußballer 50 Millionen Euro verdient und keine Tore schießt, gibt es keine öffentlich­e Diskussion. Bei Unternehme­n aber, die viel für den Wohlstand des Landes und der Bevölkerun­g tun, beginnt die Diskussion“, kritisiert­e Houben.

Kritik kam vom Bundesverb­ands der Deutschen Industrie (BDI). Bdihauptge­schäftsfüh­rer Joachim Lang sagte dem „Handelsbla­tt“: „Es gibt einzelne fragwürdig­e Fälle, die nicht zu beschönige­n sind.“Dies rechtferti­ge „aber keine gesetzlich­e Regelung für 10.000 Aktiengese­llschaften und 900 börsennoti­erte Unternehme­n.“

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Mio).
FOTO:IMAGO /PA/ Die Top-manager 2018 waren laut DSW Bernd Scheifele (Heidelberg­cement, 7,3 Mio Euro, v. l.), der EX-SAPCHEF Bill Mcdermott (SAP, 10,8 Mio.) und Herbert Diess (VW, 7,9 Mio).

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