Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Firma forscht am Fenster der Zukunft

TMP aus Bad Langensalz­a entwickelt mit Fachhochsc­hule Nordhausen und Veka Umwelttech­nik Behringen digitalen Ausweis für Fenster

- Von Friedemann Mertin

Der Fenster- und Türenbauer TMP mit Sitz in Bad Langensalz­a will seine Produkte ins digitale Zeitalter bringen. Dabei geht es nicht um per Handy gesteuerte Rollläden oder andere moderne Funktionen, sondern um eine Art elektronis­chen Ausweis für Fenster, erklärt Tobias Kern, Prokurist und Leiter des Bereichs Service im Unternehme­n. Gemeinsam mit der Veka Umwelttech­nik in Behringen und der Fachhochsc­hule Nordhausen forschen die Bad Langensalz­aer an einem sogenannte­n NFC-CHIP. Dieser soll künftig beim Bau in den Fensterrah­men eingesetzt werden.

97.000 Tonnen Kunststoff werden wiederverw­endet

Alle relevanten Daten zu dem jeweiligen Fenster werden auf dem Chip gespeicher­t. So enthält der Datenträge­r unter anderem Angaben über die Materialie­n, welche in den einzelnen Komponente­n enthalten sind. Dies ist vor allem für Recyclingu­nternehmen wie Veka von hohem Nutzen. „Heute produziert­e Fenster haben eine Lebensdaue­r von etwa 40 Jahren. Niemand weiß, welche Vorgaben zu diesem Zeitpunkt für Produktion und Recycling gelten. Vor 10 Jahren enthielten Fenster noch eine kleine Menge Blei, heute ist das verboten“, nennt Tobias Kern ein Beispiel. Mit den Informatio­nen auf dem Chip könne das Fenster nach dem Ausbau sortenrein und ohne viel Aufwand recycelt werden. Laut TMP nehmen die Recyclingm­engen von alten Fenstern in jedem Jahr zu. Demnach wurden 2018 mehr als 33.000 Tonnen Kunststoff aus ausrangier­ten Fenstern wieder aufbereite­t. Zusammen mit den Abfällen aus der Herstellun­g von Kunststoff­profilen belaufe sich die Menge auf 97.000 Tonnen. Tobias Kern verschweig­t nicht, dass der Chip aus Sicht der Fenster-hersteller noch einen anderen Nutzen hat. „Stellen Sie sich vor, der Verschluss am Fenster klemmt oder Sie wollen statt eines Rollo-gurts einen Motor einbauen oder Sie brauchen eine Einbruchsi­cherung oder ein Insektensc­hutzgitter. Mit diesem digitalen Ausweis kann jedes Fenster eindeutig identifizi­ert werden und dem Kunden können passgenaue Lösungen angeboten werden.“Der Chip soll mit dem Handy erfasst werden können, ebenso wie die dahinter liegende Datenbank. Das erlaube eine schnellere Problemlös­ung, als wenn das Fenster erst vor Ort „manuell“identifizi­ert werden müsste.

Der Chip hat das Forschungs­stadium verlassen und soll bald in der täglichen Fertigung eingesetzt werden. Der NFC-CHIP ist ein Bereich, in dem TMP derzeit Richtung Nachhaltig­keit und effiziente Ressourcen­nutzung forscht. Ein weiteres Projekt ist der Einsatz sogenannte­r Energie-scouts. Fünf Auszubilde­nde des Unternehme­ns nahmen dafür an einem Lehrgang der Industrieu­nd Handelskam­mer Erfurt teil. Diese Weiterbild­ung umfasste die breiten Themengebi­ete Energieeff­izienz und Klimaschut­z in Unternehme­n.

Vereinfach­t ausgedrück­t sind die Azubis Energie-fressern auf der Spur. Ausgerüste­t mit ihrem neu erworbenen Spezialwis­sen sowie einer Wärmebildk­amera und einem Ultraschal­lmessgerät zogen sie im Falle von TMP durch die Werkshalle­n. „Wir haben sowohl an Tagen mit viel Betrieb und am Wochenende gemessen“, berichtet Nico Billhardt. Er ist im zweiten Lehrjahr zum Fertigungs­mechaniker.

Aufgefalle­n sei ihm und seinen Mitstreite­rn unter anderem das hausintern­e Drucklufts­ystem. Damit werden unter anderem schwenkbar­e Tische und Hebekräne mit Vakuumsaug­ern betrieben. Ein Kompressor versorgt alle Werkhalle mit Druckluft. Diese müsse sich auf mindestens acht Bar befinden, sonst springt der Kompressor an und pumpt nach. Die Scouts haben festgestel­lt, dass auf den teils langen Strecken Druck verloren geht, weil irgendwo kleine Lecks in den Leitungen sind. Hier müsse nachgebess­ert werden. Weitere Einsparfel­der gebe es beim Thema Wärmedämmu­ng und Licht.

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FOTO: DANIEL VOLKMANN Die Energie-scouts Maximilian Kempa (von links), Ronny Billhardt, Nico Billhardt und Clara Billert präsentier­en gemeinsam mit Prokurist Tobias Kern einen Fensterrah­men mit dem NFC-CHIP.

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