Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Parallelen zu Kovac
Zwischen Rot-weiß Erfurt und Bayern München liegen Welten; sportlich wie finanziell. Und doch weisen die jüngsten Entwicklungen in beiden Vereinen Parallelen auf und verdeutlichen, wie ähnlich das System funktioniert. Im großen wie im kleinen Fußball.
Wie beim Branchenführer sorgten letztlich auch in Erfurt die Spieler dafür, dass sie einen neuen Trainer bekommen. Was Niko Kovac zum Verhängnis wurde, bedeutete auch für Thomas Brdaric das Aus: Er hatte, wie es heutzutage so schön heißt, die Kabine verloren. Und ohne Crew kriegt ein Kapitän das leckgeschlagene Schiff nun mal nicht zurück auf Kurs.
Seine Reputation war bei großen Teilen des Erfurter Anhangs schon längst weg. Brdarics Flirt mit dem Chemnitzer FC im September haben ihm die Fans nie verziehen. Als er sich vor Kurzem auch noch selbst bei Hannover 96 ins Gespräch gebracht haben soll, war er endgültig unten durch. Der Hoffnungsträger wurde zum Verräter gestempelt. Die Trennung war absehbar – und alternativlos.
Trotz der gern proklamierten Professionalität in der Trainingssteuerung; auf dem Platz offenbarte die Mannschaft erschreckende Schwächen. Nur drei von 15 Regionalliga-spielen konnten die Erfurter gewinnen, wirkten teilweise planlos und verunsichert. Vor allem in der Offensive passte nichts zusammen. Ein Zustand, für den Brdaric verantwortlich zeichnet – und der nicht mit zu wenig Geld, zu viel Pech oder falschen Pfiffen begründet werden kann.
Auf seinen Nachfolger wartet eine knifflige Aufgabe. Er muss die Spieler, die offenkundig nicht auf Abstiegskampf eingestellt waren, einerseits wachrütteln. Denn einen Abstieg in die Oberliga würde der Verein nicht verkraften. Andererseits muss er jedem Einzelnen neues Selbstvertrauen einimpfen.
Ein Spagat, um den der neue Mann nicht zu beneiden ist.