Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
„Schlimmste Situation seit 1954“
Fußball-legenden des FC Rot-weiß Erfurt sorgen sich um die Zukunft ihres Vereins
Erfurt. Drei Fußballlegenden des FC Rot-weiß haben große Angst um ihren Verein. Nicht nur Martin Busse (61) fällte ein vernichtendes Urteil. „Es ist die schlimmste Situation seit 1954. Jedes Jahr sind wir in der Entwicklung eine Stufe tiefer gelandet. Irgendwann muss doch der Boden kommen“, sagte der frühere Ddr-nationalspieler bei einer emotionalen Gesprächsrunde mit Erfurter Fans am Donnerstag.
Dieter Göpel, der einst 238 Oberligaspiele für den Klub absolvierte und alle Spiele auf der Tribüne live verfolgt, übte harsche Kritik am entlassenen Trainer Thomas Brdaric. „Am meisten enttäuscht hat mich, dass nach fast anderthalb Jahren beim FC Rot-weiß aus meiner Sicht von ihm kein Konzept zu erkennen war“, sagte der 69-Jährige: „Für mich ist auch keine Hierarchie in der Mannschaft vorhanden.“
Aus Sicht von Jürgen Heun (61) kam die Trainerentlassung zu spät. „Thomas Brdaric hat immer gesagt, wie hart man gearbeitet hat. Aber ich habe nie etwas davon gesehen“, sagte der frühere Angreifer, der in 400 Oberliga-einsätzen für den FC Rot-weiß 131 Tore erzielte. Im Gegensatz zu vielen Erfurter Fans brach er auch eine Lanze für den Rivalen aus Jena. „Wenn der FC Carl Zeiss aus der 3. Liga absteigt, wäre das für den Fußball-standort Thüringen katastrophal“, sagte Heun.
Unterdessen geht die Suche nach einem neuen Trainer beim FC Rotweiß weiter. Knapp 20 Bewerbungen seien bei ihm seit der Demission von Bradaric am Mittwoch inzwischen eingegangen, sagte Geschäftsführer Michael Krannich.
Zu den möglichen Kandidaten auf die Nachfolge von Brdaric gehört laut Bild-zeitung offenbar Maximilian Dentz. Der 30-Jährige hatte in der vergangenen Spielserie den Erfurter Liga-rivalen Germania Halberstadt auf den achten Platz geführt und mit einem 5:0 gegen Wacker Nordhausen im April ein Achtungszeichen gesetzt. Er würde auch die Anforderungen von Insolvenzverwalter Volker Reinhardt erfüllen, wonach der Klub nach einem jungen Trainer sucht, der mindestens über Erfahrungen in der vierten Liga verfügt.
Gerber-sohn könnte ein möglicher Kandidat sein
Spekuliert wurde gestern auch über die Verpflichtung von Fabian Gerber. Der Sohn von Franz Gerber, einst Bundesligaspieler und Manager sowie seit wenigen Wochen einer der neuen Investoren beim FC Rot-weiß, musste in dieser Woche beim Zweitligisten 1. FC Nürnberg im Zuge der Inthronisierung von Jens Keller für den entlassenen Damir Canadi seinen Posten als Cotrainer räumen, gehört jedoch weiter zum Trainerstab der Franken. Zudem ließ Keller am Mittwoch bei seiner Vorstellung wissen, dass er sich auf das Wiedersehen mit Gerber freue. Beide hatten in der vergangenen Saison bereits beim FC Ingolstadt zusammengearbeitet.
Offenbar kein Thema ist Ersan Parlatan, der im Oktober dem FC Carl Zeiss Jena angeboten worden war. Der 42-Jährige wurde am 29. August beim Berliner AK beurlaubt, arbeitet aber seit einer Woche beim türkischen Erstligisten Göztepe.