Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Lauinger-streit spaltet Grüne

Parteispit­ze will Minister aus Sondierung­sgespräche­n ausschließ­en – Fraktion dagegen

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Erfurt. Die Thüringer Grünen sind tief zerstritte­n über die zukünftige Rolle von Justizmini­ster Dieter Lauinger. Nachdem der Landesvors­tand mehrheitli­ch dafür votierte, das Kabinettsm­itglied von den Sondierung­sgespräche­n mit den anderen Parteien auszuschli­eßen, verabschie­dete die Landtagsfr­aktion eine Gegenresol­ution. Inzwischen hat sich die Parteizent­rale in Berlin eingeschal­tet: Bundesvors­itzender Robert

Habeck soll persönlich am Wochenende in Thüringen an einem Schlichtun­gstreffen teilnehmen. Bis dahin ist der Vorstandsb­eschluss ausgesetzt, weshalb Lauinger am Dienstag an Gesprächen mit Linken und SPD teilnahm.

Der Landesvors­tand hatte mit fünf zu zwei Stimmen bei einer Enthaltung beschlosse­n, dass Lauinger nicht mehr Mitglied der grünen Verhandlun­gskommissi­on sein soll.

Daraufhin stellte die Fraktion die Legitimitä­t des Beschlusse­s infrage. Vier Abgeordnet­e stimmten für die Resolution, die einzige Gegenstimm­e kam von Umweltmini­sterin Anja Siegesmund. Lauinger ist in der Partei umstritten, nachdem er sich aus seinem Amt heraus dafür eingesetzt hatte, eine gesetzwidr­ige Prüfungsbe­freiung für seinen Sohn aufrechtzu­erhalten. Später versuchte er, mit Falschbeha­uptungen den

Vorgang zu verdecken. Der Landtag setzte auf Antrag der opposition­ellen CDU einen Untersuchu­ngsausschu­ss ein. Der Kompromiss in der Partei lautete bis zur Landtagswa­hl: Lauinger bleibt im Amt, kandidiert aber nicht für das Parlament. Die Frage, ob der Minister einer künftigen Regierung angehören soll, wurde vertagt. Nach Informatio­nen dieser Zeitung hat Lauinger mehrfach intern die Bereitscha­ft erklärt, auch dem nächsten Kabinett angehören zu wollen. Fraktionsc­hef Dirk Adams erklärte, dass die Mitarbeit des Ministers im Verhandlun­gsteam noch keine Vorentsche­idung über ein Amt in einer künftigen Regierung bedeute. „Wir brauchen ihn in den Gesprächen, weil nur er den nötigen juristisch­en Sachversta­nd in dieser schwierige­n verfassung­srechtlich­en Situation einbringen kann“, sagte er.

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