Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Saalfelder Restaurant sieht sich als Teil eines „Königreichs Deutschland“
Warnhinweis am Eingang der Hacienda Mexicana irritiert Besucher. Inhaber ist offensichtlich Anhänger des selbsternannten Monarchen Peter Fitzek
Saalfeld. Es ist ein kleiner Zettel, mit Reißzwecken am Eingangstor angepinnt, leicht zu übersehen, gerade bei Dunkelheit. Darauf stehen die Öffnungszeiten und folgender Text: „Kein öffentlicher Gastronomiebetrieb. Zutritt nur für Staatsangehörige und Zugehörige des Königreiches Deutschland. Mit dem Betreten der Räumlichkeiten sind Sie temporär Staatszugehöriger des Königreiches Deutschland und damit einverstanden. Es entstehen keine weiteren Rechte und Pflichten.“
Ein irritierter Leser wandte sich an die Zeitung: „Da dieses Schild bei geöffnetem Tor für viele Gäste nicht zu lesen sein wird, hoffe ich auf ihre Veröffentlichung. Ich finde es unglaublich wichtig, dass die Gäste darüber informiert werden.“
Anruf bei der Hacienda Mexicana im Saalfelder Ortsteil Wöhlsdorf. Am Telefon ist Maik Triemer, der Inhaber, noch recht aufgeschlossen. Einer Verabredung am nächsten Tag vor Ort stimmt er zu. Bei dem Treffen reagiert er jedoch abweisend und lehnt ein Gespräch ab. Alles, was es zu sagen gebe, stehe auf dem Schild an der Eingangstür.
Am Telefon am Abend zuvor erklärt Maik Triemer: „Wir gehören jetzt zum Königreich Deutschland.“Er verweist auf die Internetseite koenigreichdeutschland.org, wo jeder nachlesen könne, worum es geht. Es gebe eine eigene Verfassich
sung und ein eigenes Geldsystem. Zahlungsmittel sei die D-mark, freilich könne in der Hacienda Mexicana weiter mit Euro bezahlt werden. „Es gefällt mir gut, es gibt keinen Hass, sondern Nächstenliebe, Füreinander und kein Gegeneinander“, sagt Maik Triemer.
Die von Triemer genannte Internetseite wirbt für den Fantasiestaat von Peter Fitzek, dem vom Verfassungsschutz beobachteten, mehrfach vorbestraften Gründer jenes „Königreichs“, das seinen Sitz in der Lutherstadt Wittenberg hat. Fitzek und seine Anhänger berufen
darauf, dass die Bundesrepublik kein souveräner Staat sei – klassisches Reichsbürger-repertoire. Fitzek kreierte unter anderem eigenes Geld und eine eigene Krankenkasse, was ihn in Konflikt mit der Finanzaufsicht brachte.
Das Landratsamt von Saalfeldrudolstadt erklärt auf Anfrage: „Eine genaue Zahl der Reichsbürger ist im Landratsamt nicht bekannt. Diese werden nicht registriert, zumal die Zugehörigkeit zur diffusen Gruppe der Reichsbürger nicht strafbar ist.“Hacienda-mexicana-wirt Triemer sagt, viele Gäste hielten es zunächst für einen Witz. Wenn er es dann erkläre, fänden sie es interessant. Rechtlich gibt es aus Sicht Triemers keine Einwände.