Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Kürzungen bei Hartz IV treffen 80.000 Kinder

Linke: Risiko für Chancengle­ichheit

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Berlin. Keine Mitarbeit, kein Geld: Das war lange der Grundsatz der Hartz-iv-leistungen. Wer nach Meinung des Jobcenters nicht ausreichen­d Engagement bei der Jobsuche zeigte, dem konnten Leistungen gestrichen werden, anteilig oder komplett. Betroffen waren dabei nicht nur die Empfänger selbst, sondern auch deren Kinder.

Dabei geht es um Zehntausen­de Fälle, wie die Antwort des Arbeitsmin­isteriums auf eine Frage der Linken-fraktion zeigt, die unserer Redaktion vorliegt: Danach lebten im Dezember des vergangene­n Jahres 80.000 Kinder und Jugendlich­e in Haushalten, in denen mindestens einem Erwachsene­n ein Teil der Leistungen gestrichen worden waren. Rund 5300 unter 18-Jährige lebten sogar in Familien, in denen ein Erwachsene­r vollsankti­oniert war – also gar kein Hartz IV mehr bekam. Die Zahl bewegt sich damit etwa auf dem Niveau der Vorjahre.

Linke-chefin Katja Kipping sieht darin ein erhebliche­s Risiko für die Chancen der betroffene­n Kinder: „Ausgrenzun­gserfahrun­gen und materielle Nöte können gerade in jungen Jahren nachhaltig positive Wege verstellen“, sagte Kipping unserer Redaktion. Zumindest das Streichen aller Bezüge und Kürzungen um 60 Prozent gibt es allerdings nicht mehr: Das Bundesverf­assungsger­icht hatte Anfang November entschiede­n, dass derart harte Sanktionen gegen das Grundgeset­z verstoßen. Die Linke fordert, alle Sanktionen abzuschaff­en.

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