Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Geraubtes Bild wird zurückgege­ben

Lindenau-museum sucht nach Ns-raubgut

- Von Elena Rauch

Altenburg. Zum ersten Mal gibt das Lindenau-museum in Altenburg ein als Ns-raubgut identifizi­ertes Werk seinen rechtmäßig­en Erben zurück. Dabei handelt es sich um das Gemälde „Polnischer Ulan auf Vorposten im Winterwald“von Wojciech Kossak. Er zählt zu den wichtigste­n Panorama-und Porträtmal­ern des späten 19. Jahrhunder­ts. Die Nachfahren des einstigen Besitzers reisen Anfang Dezember aus den USA an, um das Gemälde entgegenzu­nehmen, kündigt Museumsmit­arbeiter Sarah Kinzel an. Zuvor werde das Bild noch einmal öffentlich im Museum zu sehen sein.

Seit 2018 durchforst­et das Lindenau-museum seine Bestände nach verdächtig­en Stücken, nach Bildern oder Skulpturen unklarer Herkunft, von denen man annehmen kann oder muss, dass sie ihren jüdischen Besitzern während der Nszeit abgepresst oder geraubt wurden. Das betrifft 87 Werke, deren Herkunft Kunsthisto­rikerin Sarah Kinzel nachforsch­t.

Meist mühsame und zeitaufwen­dige Detailarbe­it, die nur möglich ist, weil das Deutsche Zentrum für Kulturgutv­erluste in Magdeburg diese Provenienz­forschung fördert. Aus gutem Grund: Mehr als sieben Jahrzehnte nach Kriegsende wissen viele Museen immer noch nicht, wie viele Werke aus ihren Beständen möglicherw­eise geraubt wurden. Dabei geht es nicht unbedingt um große finanziell­e Werte. Für die Nachfahren sind es kostbare Erinnerung­sstücke an Menschen, die während des Holocaust ausgelösch­t, an Familien, die auseinande­rgerissen wurden.

Nicht immer müssen Museen verdächtig­e Werte während der Nazizeit erworben haben.

Das Kossak-gemälde wurde vom Lindenau-museum in den 50er-jahren von einem Privatsamm­ler gekauft. Auf die Spur seiner wirklichen Herkunft führte Sarah Kinzel ein Sucheintra­g in der „Lostart“-datenbank, ein weltweites Register für verscholle­ne Kunstwerke. Ein Abgleich mit alten Museumsunt­erlagen hatte in diesem Fall schnell Gewissheit geschaffen.

Die Nachfahren des Besitzers, erzählt die Wissenscha­ftlerin, hatten lange nach dem verlorenen Bild gesucht. Von der Sammlung ihres Vorfahren ist ihnen fast nichts geblieben.

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