Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Fahrverbot für Motocrosser
Mühlhäuser ohne Fahrerlaubnis und Versicherung stoppt auf Radweg kurz vor Paar mit Baby
mühlhausen. Vor acht Monaten kam es auf dem Radweg in Grabe zu einem Zwischenfall: Ein junges Paar war mit Baby und zwei Hunden zu einem Spaziergang unterwegs, als plötzlich ein Motocrosser um die Ecke kam. Die Frau, die ihr Baby vor die Brust gebunden hatte, hob beide Arme und gestikulierte. Der Rowdy sollte sie wahrnehmen und langsamer fahren. Der Mann kam wenige Zentimeter vor ihr zum Stehen. Dann gab es ein lautstarkes Wortgefecht; der Unbekannte fuhr weiter. Dazu hatte er allen Grund. Wie sich herausstellte, hatte er seit 17 Jahren keinen Führerschein; die Crossmaschine war nicht versichert und auch nicht für öffentliche Straßen zugelassen.
Ein halbes Jahr später gab es ein Wiedersehen vor dem Amtsgericht Mühlhausen. Dort musste sich der 38-Jährige wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis, gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr und Verstoß gegen das Pflichtversicherungsgesetz verantworten. Dort gab er zu, dass er an diesem Tag gefahren ist und seit 2002 keine Fahrererlaubnis mehr hat. Er habe zu einem Übungsgelände gewollt. Er hätte aber dorthin nicht fahren dürfen, weil es sich um öffentlichen Raum handelt. In solchen Fällen muss man das Fahrzeug schieben oder auf dem Hänger eines anderen transportieren lassen, sagte Strafrichter Thomas Linß. Der Richter warnte den Motocrosser: Wenn er immer wieder damit auffalle, könne das Fahrzeug auch beschlagnahmt werden. Die beiden Zeugen waren nach eigenen Angaben sehr erschrocken, hatten Angst, umgefahren zu werden. Recht kurzfristig habe man den Motocrosser erst gesehen. Der Mann nahm die Hunde beiseite, die Frau hatte Angst um ihr
Baby. Der Angeklagte bestritt, auf das Paar bewusst zugefahren zu sein.
Die Crossmaschine bleibe nicht sofort stehen, wenn man bremse, argumentierte er.
Dass überhaupt herauskam, wer sich so frevelhaft benommen hat, ist den umfangreichen Internet-recherchen der jungen Mutter nach dem Vorfall zu verdanken.
Sie ist in einem sozialen Netzwerk fündig geworden. Sie hatte ein kleines Detail auf dem Tank der betreffenden Motocross-maschine wiedererkannt. Auch ein kurzer Film zum Thema Crossmaschine verriet, dass es sich um jenen Mann handelte, der ihr im Frühjahr auf dem Radweg mit seiner Maschine entgegengekommen ist.
Der arbeitslose Mann aus Mühlhausen wurde wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis und Verstoßes gegen das Haftpflichtversicherungsgesetz zu 450 Euro Strafe verurteilt. Ein gezieltes Zufahren auf die Eheleute war nicht nachzuweisen. Sechs Monate Fahrverbot wurden zusätzlich verhängt.
„Der Radweg ist ein öffentlicher Verkehrsweg“, hieß es im Urteil. Da helfe nur Schieben oder Tragen.