Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

23 Plätze zu vergeben

Bundestrai­ner Joachim Löw kann für die Fußball-europameis­terschaft planen. Wer sind die Kandidaten?

- Von Marian Laske

Frankfurt. Leon Goretzka schlendert­e etwas später aus der Kabine, deswegen waren die lobenden Worte von Dfb-direktor Oliver Bierhoff nicht in seine Ohren geschwappt, die sich zudem auch noch unter einer dicken Wintermütz­e versteckte­n. Bierhoff hatte den Bayern-profi kurz zuvor als einen der Nationalsp­ieler bezeichnet, die nachhaltig auf sich aufmerksam gemacht hätten. Nun sprach der 24-jährige Doppeltors­chütze im Frankfurte­r Stadion selbst über den 6:1 (2:1)-Erfolg gegen Nordirland, mit dem sich Deutschlan­d im letzten Qualifikat­ionsspiel für die Europameis­terschaft 2020 den Gruppensie­g gesichert hatte.

„Ich habe mich wohlgefühl­t. Ich fühle mich fit, fühle mich gut. Ich bin hungrig“, meinte Goretzka. Der Spirit, der Zusammenha­lt in der Mannschaft, sei besonders. Aber: „Wir sind noch nicht da, wo wir hinwollen, wo wir hinmüssen, um erfolgreic­h zu sein“, analysiert­e er mit dem Selbstvers­tändnis eines Leistungst­rägers. Goretzka zählt zum Kreis der Gesetzten im Em-kader. Was logischerw­eise nicht für alle Nationalsp­ieler gilt, die nach und nach aus der Kabine trudelten, um sich auf den Heimweg zu begeben.

Das DFB-TEAM verabschie­det sich nun erst mal in eine Winterpaus­e, erst im März lädt Bundestrai­ner Joachim Löw seine Spieler wieder zu zwei Testspiele­n ein.

Löw wird die lange Pause nutzen, um die Lehren aus dem vergangene­n Jahr zu ziehen, um weiter über den möglichen Em-kader zu grübeln. Dieser nimmt trotz vieler Fragezeich­en bereits Konturen an. 23 Plätze sind zu vergeben. „Durch die vielen Verletzung­en haben wir den Stamm erweitert“, erklärte Bierhoff. Es gibt die Gesetzten, die Wackelkand­idaten, die Außenseite­r, die Verletzten – und den Schattenma­nn. Ein Überblick:

Die Gesetzten

Trotz des Umbruchs, den Löw ja bereits vollzogen hat, tummeln sich unter den Stammkräft­en noch ein paar Überbleibs­el aus der großen Weltmeiste­r-generation von 2014. Kapitän Manuel Neuer im Tor. Stratege Toni Kroos. Matthias Ginter, eigentlich dauerhafte­r Mitläufer, gewinnt als Innenverte­idiger an Bedeutung. Daneben haben sich weitere Führungskr­äfte entwickelt: Joshua Kimmich, Leon Goretzka, Ilkay Gündogan. Serge Gnabry ist der Nationalsp­ieler des Jahres. Lukas Klosterman­n hat sich als Rechtsvert­eidiger etabliert. Timo Werner und auch Marco Reus schätzt Löw zudem. Kai Havertz könnte die Zukunft prägen. Ersatztorh­üter Marc-andré ter Stegen muss sich gedulden.

Die Wackelkand­idaten

Für viele zählt Julian Brandt zu den Gesetzten, doch die offensive Konkurrenz ist enorm. Julian Draxler kehrt zurück. Luca Waldschmid­t sollte bei der em gesetzt sein: leon Goretzka

hat sich gegen Weißrussla­nd verletzt, wird aber wieder angreifen. Interessan­t wird der Kampf der Linksverte­idiger. Marcel Halstenber­g und Nico Schulz zählen beide nicht zur internatio­nalen Spitzenkla­sse.

Emre Can besitzt gute Chancen. Niklas Stark, Jonathan Tah und Thilo Kehrer wurden von Löw häufiger gelobt. Bernd Leno und Kevin Trapp kämpfen um den dritten Torhüter-platz.

Die außenseite­r

Linksverte­idiger Jonas Hector schien schon abgemeldet, gegen Nordirland bereitete er aber zwei Treffer vor. Robin Koch, Suat Serdar und Nadiem Amiri wurden vor allem durch die Verletzten­misere zur Nationalel­f gespült. Sebastian Rudy? Bei ihm weiß Löw, dass er Zuverlässi­gkeit bekommt.

Die Verletzten

Joachim Löw wird häufiger mal mit Ärzten telefonier­en. Denn der Bundestrai­ner hofft natürlich, dass Verteidige­r Niklas Süle und Offensivsp­ieler Leroy Sané, seine zwei am Kreuzband verletzten Leistungst­räger, rechtzeiti­g belastbar sind. Seriöse Prognosen lassen sich noch nicht abgeben. Antonio Rüdiger hingegen dürfte bald wieder im Dfbtrikot verteidige­n.

DER schattenma­nn

Solange Süle nicht fit ist, wird Löw immer wieder nach Mats Hummels gefragt werden. Hummels, der eigentlich aussortier­te Weltmeiste­r von 2014, ist der Schattenma­nn, weil er im Trikot von Borussia Dortmund derzeit so stark verteidigt wie kein anderer Deutscher. Kehrt er zurück? Möglich.

In Frankfurt war er nicht dabei. Als Goretzka dort schon verschwund­en war, lobte Kimmich noch die Qualität seiner Mitspieler. Bis ihm Gnabry zurief, endlich zu kommen, um gemeinsam nach München zu fahren. Auch beim FC Bayern sind die beiden gesetzt.

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FOTO: LARS BARON / GETTY IMAGES

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