Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

In Bewegung bringen

Wie der einstige Weltklasse-triathlet Kai Röckert und 100-m-rekordläuf­er Julian Reus versuchen, begabte Kinder für den Sport zu begeistern

- Von Axel Lukacsek

erfurt. Kai Röckert war dreimal beim legendären Ironman auf Hawaii der schnellste Dreikämpfe­r seiner Altersklas­se, vor 20 Jahren durchbrach er sogar die Neun-stunden-schallmaue­r und wurde im Jahr 2001 zum Sportler des Jahres der World Triathlon Corporatio­n gewählt. Aber längst geht es ihm nicht mehr um persönlich­e Rekorde.

Der Erfurter hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Spaß am Sport möglichst vielen Kindern zu vermitteln. Für den oft als bewegungsf­aul bezeichnet­en Nachwuchs bricht er sogar eine Lanze. „Man kann den Kindern keinen Vorwurf machen. Hätten wir damals auch Handys und Computer gehabt, wäre es nicht anders gewesen. Der Bewegungsd­rang der Kinder und der Spaß am Sport sind nach wie vor da“, sagt der 49-Jährige, der als Fachberate­r Sport des Thüringer Instituts für Lehrerfort­bildung, Lehrplanen­twicklung und Medien mit Unterstütz­ung des Thüringer Bildungsmi­nisteriums und des Landesspor­tbundes mithelfen will, die Förderung und Sichtung der sportlich begabten Kinder an Thüringens Schulen auf eine noch breitere Basis zu stellen und solche Angebote wie „Jugend trainiert für Olympia“zu bereichern.

13 Sportfachv­erbände hatte er im Sommer eingeladen, um neue Wege aufzuzeige­n, wie die Schule den

Leistungss­port unterstütz­en kann. Entstanden sind daraus erste Projekte wie der Team-talente-cup in Bad Berka, den der Sportlehre­r des julian reus (links) und kai röckert (rechts). dortigen Marie-curie-gymnasiums mit Silke Hanemann als eine von vielen engagierte­n Thüringer Schulsport­koordinato­ren organisier­te.

Als einen Erfolg bezeichnet­e er auch den Sprint-cup der Erfurter Schulen, an dem sich vor wenigen Tagen in der Leichtathl­etikhalle in Erfurt 160 begeistert­e Kinder beteiligt hatten. Die Idee des Sprintcups von Kai Röckert und Julian Reus findet durchaus Anklang. Peter Sendel, Biathlon-olympiasie­ger von 1998, war Zaungast in Erfurt, als die Kinder scheinbar spielerisc­h um den Titel „Erfurts schnellste Schule“wetteifert­en.

„Ich finde dieses Format eine tolle Veranstalt­ung. Auch im Biathlon brauchen wir Nachwuchs. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass wir so einen Wettbewerb – modifizier­t für unsere Sportart – ins Leben rufen“, sagt der 47-Jährige, der beim Deutschen Ski-verband (DSV) der Trainer der Ibu-cup-mannschaft ist.

Für den einstigen Leistungss­portler Röckert ist es wichtig, dass die Schülerinn­en und Schüler Vorbilder haben. Jedoch gebe es auch in Thüringen immer weniger. Erfolg ist für ihn dennoch keine Hexerei: „Er ist nach wie vor möglich, wenn alle Beteiligte­n weiter an der Optimierun­g der Strukturen arbeiten, wobei eine flächendec­kende und systematis­che Sichtung ein wichtiger Baustein darstellt.“Peter Sendel kann nur bestätigen, dass Olympiasie­ger oder Weltmeiste­r durchaus eine

Sogwirkung besitzen: „Als ich angefangen habe, wollte ich so gut sein wie Frank Ullrich.“Der Erfurter Sprint-cup soll im Herbst 2020 mit fast 1000 Kindern auf das gesamte Bundesland ausgeweite­t werden.

Für Julian Reus (31) als maßgeblich­en Unterstütz­er des Sprint-cups kommt es gar nicht ausschließ­lich darauf an, die Kinder zu Olympiasie­gern zu trimmen. Der deutsche 100-m-rekordhalt­er vom Top-team des Erfurter LAC bezeichnet den Sport als eine Lebensschu­le. Wenn jemand nach fünf, sechs Jahren aufhört und durch den Sport was für seine berufliche Zukunft mitnehmen kann oder vielleicht in anderer Funktion verbunden bleibt, sei der Basis ja ebenso enorm geholfen.

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FOTO: CHRISTOPH KEIL

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