Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Glanz und Tragödie
Fritz von Weizsäcker entstammt einer berühmten Familie
Berlin. Die Weizsäckers. Wie bei vielen großen Familien liegen auch hier Glanz und Tragödie ganz nah beieinander. Die tödliche Messerattacke gegen den Arzt Fritz von Weizsäcker, Sohn des früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker, markiert den neuesten Schicksalsschlag.
Richard von Weizsäcker war einer der bedeutendsten Bundespräsidenten. In seiner Rede am 8. Mai 1985 bezeichnete er den 8. Mai als „Tag der Befreiung vom menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft“– ein Einschnitt im Umgang der Deutschen mit dem Zweiten Weltkrieg.
Sein Großvater, der württembergische Ministerpräsident Karl Hugo von Weizsäcker, war 1916 zum Freiherr erhoben worden. Richard von Weizsäcker und sein älterer Bruder Heinrich marschierten mit der Wehrmacht am 1. September 1939 in Polen ein. Heinrich starb am Folgetag durch einen Halsschuss. Weizsäcker freundete sich mit späteren Widerstandskämpfern des 20. Juli 1944 an: Axel von dem Bussche und Fritz-dietlof Graf von Schulenberg.
Bei den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen trat Richard von Weizsäcker als Hilfsverteidiger seines Vaters auf, des Ss-brigadeführers und Staatssekretärs Ernst von Weizsäcker. Dieser wurde wegen Mitwirkung bei der Deportation von Juden nach Auschwitz zu sieben, später fünf Jahren Haft verurteilt.
Mit seiner Frau Marianne hatte Richard von Weizsäcker vier Kinder. Sein zweiter Sohn Andreas, Bildhauer und Präsident der Kunsthochschule München, starb 2008 an Krebs. Er wurde nur 51 Jahre alt.